Wagner, Richard

Das Rheingold

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Oehms Classics OC 925 (2CDs)
erschienen in: das Orchester 04/2009 , Seite 65

Während die Major-Schallplattenlabel kaum noch Opernmitschnitte auf CD präsentieren – die “Bohème” mit dem „Operntraumpaar“ Netrebko/Villazon ist eine Ausnahme, die diese Regel eher unterstreicht –, präsentiert sich Oehms Classics verstärkt auf diesem Sektor. Nach dem Hamburger Einstand von Simone Young als Generalmusikdirektorin mit Hindemiths “Matthis der Maler” wurde nun mit dem “Rheingold” aus der Hansestadt (für die Regie zeichnet Claus Guth verantwortlich) ein Mitschnitt von Wagners “Ring des Nibelungen” begonnen, der bis 2010 vollständig auf die Bühne der Staatsoper gekommen sein soll. Zudem ist gerade als Ersteinspielung Mayrs Fedra aus Braunschweig erschienen. Weiterhin hat das innovative Label jüngst eine verstärkte Zusammenarbeit mit der Oper Frankfurt verkündet, geplant sind Mitschnitte von Reimanns “Lear” und Pfitzners “Palestrina”.
Der Hamburger Ring-Auftakt kann sich auf eine beachtenswerte Orchesterleistung, besonders in den dramatisch akzentuierten Blechbläsern stützen. Nach dem interpretatorisch eher zurückhaltenden Beginn der Es-Dur Einleitung findet das Orchester unter der souveränen Leitung von Simone Young zu einer insgesamt überzeugenden Lesart, die dem Konversationston des Vorabends der Tetralogie ebenso gerecht wird wie den dramatischen Aufschwüngen. An diesem Eindruck ändern die zumeist eher breit genommenen, dennoch nicht spannungsarmen Tempi wenig. Szenen wie die des Auftritts der Riesen oder im Reiche Alberichs werden von Young und ihren in allen Orchestergruppen markant musizierenden Philharmonikern fast illusionistisch ausgestaltet. Young betont das Sinnliche der Musik, kostet die Feinheiten der Partitur präzise aus, ohne in allen Momenten die Gefahr des Plakativen zu meiden. Andererseits ist man in den vergangenen Jahren durchaus transparentere, mehr analytisch geprägte Lesarten der komplexen Partitur gewohnt. Während die Aufnahmetechnik die Sänger zu deren Vorteil in den Vordergrund rückt, wirkt das Orchesterklangbild gelegentlich eine Spur zu kompakt.
Beachtenswert ist das hohe Niveau und die Geschlossenheit des Hamburger Sängerensembles. Wobei der Wotan von Falk Struckmann (als Gast) bei aller Sicherheit mit etwas rauer Tiefe und nicht immer souveräner Höhe zwar ein insgesamt überzeugendes Porträt des Göttervaters präsentiert, der unaufhaltsam seinem Ende entgegengeht, in Wolfgang Kochs Alberich aber einen mehr als ebenbürtigen Gegenspieler hat. Stimmlich imponierend und mit exemplarischer Textausformung wird er zum Zentrum dieser Aufführung aus der Hamburger Staatsoper. Ebenso prononciert bewährt sich Peter Galliard als Loge, der der Partie immer wieder lyrische Aspekte beizumischen weiß. Neben den gut aufeinander abgestimmten Rheintöchtern (Ha Young Lee, Gabriele Rossmanith und Ann-Beth Solvang) sorgen auch Jan Buchwalds Donner, Ladislav Elgr (Froh), Alexander Tsymbalyuk als Fafner und der Fasolt von Tigran Martirossian für einen überzeugenden Ensembleeindruck. Zum positiven Gesamteindruck der Veröffentlichung tragen auch das Booklet mit abgedrucktem “Rheingold”-Text sowie der Einführung von Udo Bermbach bei.
Walter Schneckenburger