Das Muckenheft

für Posaunenquartett. 29 Stücke für jede Gelegenheit

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Uetz, Halberstadt 2011
erschienen in: das Orchester 05/2012 , Seite 74

Beim Titel Muckenheft wird jeder Posaunist, jeder Blechbläser hellhörig. Schließlich ist das die Art von gemeinschaftlichem Musizieren, die in aller Regel einige vergnügliche Stunden verspricht. Darauf Bezug nimmt auf launige Art das Vorwort des Verlegers Bruno Uetz, der Erhellendes bzw. Klärendes zum Begriff Mucke zu sagen weiß. Enthalten sind hier jedenfalls Stücke für die meisten aller denkbaren Anlässe. Es versteht sich von selbst, dass es sich um Bearbeitungen bekannter Stücke, Lieder und Chorwerke handelt. Leider gibt es zu diesen Bearbeitungen keine weiteren Angaben. Die meisten sind von Klaus Dietrich arrangiert – so steht es hinter den Titeln –, einige wenige von Bruno Uetz, bei manchen fehlt die
Angabe gänzlich. Das ist bedauerlich, denn die sonstige Aufmachung des Hefts (Partitur und Stimmen) ist gut und angenehm lesbar. Metronomangaben sind teils vorhanden, teils nicht.
Ist es Ignoranz oder Unwissenheit, das berühmte Schubert-Lied aus der Winterreise, den „Lindenbaum“, mit seinen Anfangsworten „Am Brunnen vor dem Tore“ als Volkslied zu bezeichnen? Übrigens ist auch hier ein namenloser Arrangeur tätig gewesen.
Diese Details mögen beim Musizieren keine Rolle spielen. Man darf annehmen, dass diese Werke jedem erfahrenen Musiker geläufig sind. Die Stücke sind jedoch auch für gute Amateure spielbar, und deshalb muss hier Kritisches insoweit gesagt werden, als bei einigen Werken, vor allem den Opernbearbeitungen, komplett dynamische Angaben fehlen, anderes (z.B. Triumphmarsch aus Aida, T. 2) zu missverständlicher musikalischer Gestaltung führen kann. Der Notentext ist hier im Vergleich zur Partitur falsch gesetzt. Das ist insofern bedauerlich, als dieses Heft im Prinzip durchaus eine Lücke füllen würde (jeder Buchverlag hat schließlich auch Lektoren). Hier hätte ein repertoire-erfahrener Berufsbläser wertvolle Hilfe leisten können. Wer dennoch eine brauchbare Sammlung für rasche Quartett-Auftritte benötigt, ist mit diesem Band gut gerüstet.
Peter Hoefs