Heumann, Monika und Hans-Günter

Das große Buch der Musikerwitze

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2005
erschienen in: das Orchester 10/2005 , Seite 72

Die Bratscher können endlich aufatmen: Es gibt auch noch gemeine Witze über andere Musiker. Natürlich dürfen in einem derartigen Buch Bratschenwitze nicht fehlen, aber bei insgesamt zwölf Kapiteln ist nur eines den Streichern allgemein gewidmet, „die in der Lage sind, Höhen und Tiefen zu durchwandern“. Blech- und Holzbläser, Schlagzeuger und Pauker, „Gitarristen und weitere Saitenzupfer“, Pianisten, Sänger, Dirigenten, Komponisten, Musikkritiker, „Rock- und Popmucker“ sowie „Musiker solo, zu zweit oder mit Gruppendynamik“ – alle kriegen ihr Fett weg.

Den einen oder anderen Witz kennt man schon so oder so ähnlich, wie z.B. den kürzesten Musikerwitz, bei dem ein Musiker an der Kneipe vorbeigeht. Aber das Autorengespann behauptet ja auch nicht, ausschließlich neue Witze niedergeschrieben zu haben. Ein paar Kostproben: Woran erkennt man, dass ein Posaunist an der Haustür klingelt? Die Klingel schleppt. Und woran den Hornisten? Die Klingel kiekst! – Warum ist das Horn ein göttliches Instrument? Ein Mensch bläst rein, aber nur Gott weiß, was rauskommt. – Wie lautet der letzte Satz eines Schlagzeugers, bevor er aus der Band fliegt? „Ich hab da so ’n Stück geschrieben…“ Einige nette Bratschenwitze gibt es natürlich auch, z. B.: Wie kann man im Orchestergraben Strom sparen? Indem man Bewegungsmelder an die Pultlampen der Bratscher anbringt. Aus dem prallen Leben gegriffen ist auch folgender: Warum sollten Musiker im Flugzeug immer in der ersten Reihe sitzen? Damit beim Absturz der Getränkewagen nochmal vorbeikommt.

Bei den Dirigentenwitzen (warum haben die Dirigenten eigentlich nicht auch schon eine eigene Homepage wie die Bratscher unter www.bratschenwitze.de? – Vielleicht, weil Dirigenten nicht wissen, wo man den Computer anstellt?…), gibt es auch einige Nettigkeiten: Warum sind Dirigentenherzen bei Transplantationen so begehrt? Weil sie wenig gebraucht wurden. – Was ist der Unterschied zwischen Gott und einem Dirigenten? Gott weiß: Er ist kein Dirigent. Und schließlich: Der Besitz eines Taktstocks ist noch keine Gewähr für gutes Benehmen.

Andreas Schürmann lockert mit zahlreichen Illustrationen die Kapitel auf. Auch optisch ist es ein Spaß, das Buch durchzublättern. Und wofür eignet sich das Buch eigentlich? Die Autoren meinen: „Dieses Buch ist nicht allein zum Lesen da, sondern eignet sich ideal als: Wurfgeschoss für nervig übende Musiker-Nachbarn, Unterlage für zu klein geratene Kontrabassisten, Stütze für einen leicht abschüssigen Flügel, Aufschlagehilfe bei besonders widerspenstigen Notenseiten, Ersatz für einen verloren gegangenen Schlägel eines Paukisten, Sitzerhöhung im Konzert (vor allem auf billigen Plätzen).“

Wer sich Witze nicht merken kann, wer sonst schon nichts zu sagen hat, wer mal die Lacher auf seiner Seite haben will…: Jeder wird Freude an diesem schönen Buch finden, geschenkt oder gekauft.

Gerald Mertens