Schumann, Robert / Richard Strauss / Robert Volkmann / Max Bruch
Daniel Müller-Schott
Der deutsche Cellist Daniel Müller-Schott gehört längst zum kleinen Kreis der internationalen Cellisten-Weltspitze. Dabei ist die Karriere des Musikers, der schon 1992 den Internationalen Tschaikowsky-Wettbewerb Moskau für junge Musiker gewann, nicht durch die Marketingabteilung eines internationalen Schallplattenmultis mit entsprechender publizistischer Unterstützung gefördert worden. Müller-Schott hat es in wenigen Jahren geschafft, sich dank seiner großen musikalischen Kompetenz sicher auch wegen seiner einnehmenden persönlichen Ausstrahlung zu etablieren.
Nach den überzeugenden Einspielung der Cellokonzerte von Elgar und Walton (Orfeo C621061) sowie von Schostakowitsch (Orfeo C659081) stellt er nun das a-Moll-Konzert von Robert Schumann dem Konzert von Robert Volkmann in derselben Tonart sowie der F-Dur-Romanze von Richard Strauss und Bruchs Kol Nidrei gegenüber. Während sich das schumannsche a-Moll-Konzert nach anfänglicher Ablehnung durch die Zeitgenossen inzwischen längst im Kernrepertoire der Cellisten etabliert hat, hat es fast bis heute gedauert, bis das Konzert Volkmanns wieder (im 19. Jahrhundert war es beliebter als das von Schumann) auf größeres Interesse stieß.
Interessanterweise haben sich nun fast zeitgleich zu Müller-Schott auch Alban Gerhardt (Hyperion CDA67583), der Schumann/Volkmann die Cellokonzerte von Friedrich Gernsheim und Albert Dietrich gegenüberstellt, sowie Peter Bruns (Hänssler Classic 98594), der neben den beiden a-Moll-Konzerten noch weitere Stücke von Schumann und Volkmann interpretiert, für diese ansprechende Kombination auf CD entschieden. Wobei Bruns (zusammen mit dem zuverlässigen Mendelssohn Kammerorchester Leipzig), der eine Interpretation vorlegt mit leicht näselndem Ton und vorwärtstreibendem, im Farbenspektrum etwas eingeschränktem Spiel, neben Müller-Schott ebenso abfällt wie der differenzierter musizierende Gerhardt, der mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Hannu Lintu insgesamt mehr überzeugen kann.
Müller-Schott, der im lesenswerten Booklet erläutert, dass er durch das Schumann-Konzert als Junge überhaupt erst angeregt wurde, Cellist zu werden, musiziert das a-Moll-Konzert mit einer Fülle von Klangfarben, einer kaum zu überbietenden lyrischen Intensität und Durchdringung des musikalischen Materials. Er entlockt seinem Goffriller-Cello einen dynamischen wie im Ausdruck sehr differenzierten, aber dennoch vollen Klang. Die Selbstverständlichkeit seines Spiels, das manuelle Begrenzungen kaum zu kennen scheint, wird auf hohem (auch von der Aufnahmetechnik bestens unterstützten) Niveau von Christoph Eschenbach und dem NDR Sinfonieorchester Hamburg begleitet. Eschenbach ist dabei mit dem flexiblen Orchester dem Cellisten ein höchst aufmerksam-gleichgestimmter Partner.
Bei Volkmann musiziert Müller-Schott die von Daniel Christlein rekonstruierte, rund drei Minuten längere Originalfassung des a-Moll-Konzerts. Wie auch bei Strauss hier setzt sich das NDR-Orchester farbenreich in Szene und Bloch kann der Cellist sein Vermögen auskosten, weit ausschwingende Melodiebögen zu formen.
Walter Schneckenburger