Stölzel, Gottfried Heinrich / Leopold Mozart / Johann Michael Haydn / Georg Philipp Telemann / Johann Baptist Georg Neruda

Daniel Ackermann

Trompete

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Toca Records TOCA 12112
erschienen in: das Orchester 10/2011 , Seite 74

Seit der Wiederentdeckung der (ventillosen) Naturtrompete, welche in den 1970ern im Wesentlichen durch den vehementen Einsatz Edward Tarrs erfolgte, hat diese Renaissance zu einer Fülle von Neuaufnahmen barocker Literatur auf Originalinstrumenten geführt. Glücklicherweise gibt es mittlerweile genügend Instrumentenbauer, die sich diesem Genre widmen und so den heutigen Musikern hervorragende Instrumente zur Verfügung stellen, die sowohl die Klangvorstellungen als auch Intonationskriterien (zumindest weitgehend) befriedigen.
Daniel Ackermann hat sich bei dieser Neuerscheinung sowohl mit altem wie auch neuzeitlichem Instrumentarium auseinandergesetzt. So werden Mozart und Telemann auf der Naturtrompete präsentiert, Haydn und Stölzel auf der modernen Piccolotrompete. Johann Baptist Georg Nerudas Konzert in Es-Dur hingegen ist auf dem eher selten benutzten Corno da Caccia zu hören.
Ackermann zeigt an diesen Werken versiertes Trompeterhandwerk, manches wirkt allerdings doch sehr gewagt. Es mag für den Trompeter sicherlich eine große Herausforderung sein, Michael Haydns Trompetenkonzert mitsamt dem geforderten 24. Naturton zu meistern. Mit dem Erklimmen dieser stratosphärischen Höhen ist es dennoch nicht getan. Dass die Luft dort oben dünner wird, ist jedem klar, der die Materie kennt. Das ändert aber nichts daran, dass auch die dargebotene Höhe gewissen Intonationskriterien unterliegt, die nicht einfach so dem Diktat der Stratosphäre geopfert werden sollten. In anderen Worten: Die erreichte Höhe interessiert nur die Trompeter. Für den Zuhörer muss es einfach nur schön klingen.
Die Krux einer solchen Aufnahme ist die Tatsache, dass es mittlerweile viele Veröffentlichungen auf dem Markt gibt, die die genannten Kriterien erfüllen. Und wer eine solche Aufnahme der Öffentlichkeit präsentiert, wird daran gemessen werden. Es mag sein, dass hier gar keine Absicht vorlag, sich mit Maurice André, Niklas Eklund oder Wynton Marsalis zu vergleichen, sondern einfach nur die Gelegenheit genutzt wurde, diese CD aufzunehmen, was vollkommen in Ordnung ist. Nur wenn man die Inti­mi­tät des Telemann-Adagios in Eklunds Aufnahme auf der Naturtrompete mit Ackermanns sauberer, aber irgendwie noch nicht richtig inspirierter Darbietung vergleicht, dann stellt sich doch die Frage, ob man das veröffentlichen sollte. Der Begriff „High Definition Trumpet“ auf dem CD-Cover weckt hier vielleicht etwas zu hohe Erwartungen. Diese CD ist schlicht und einfach im wahrsten Sinne der Wortes eine „Momentaufnahme“.
Was dann, bei aller Kritik, doch positiv heraussticht, ist Nerudas Konzert in Es-Dur auf dem Corno da Caccia. Allein der Klang dieses Instruments nimmt ein, ist etwas Besonderes. Es scheint auch, als ob Daniel Ackermann mit diesem Instrument etwas für sich entdeckt hat, was durchaus Lust auf mehr macht.
Mathias Engl