Seiber, Mátyás
Dance Suite
7 Moderne Tänze für Orchester, Partitur
Sieben Klavierstücke von Mátyás Seiber hat Wolfgang Lichter nun für große Besetzung bearbeitet: zwei Flöten, Klarinette (oder Oboe), Altsaxofon, Fagott, Trompete, Violine I und II, Viola, Violoncello und Kontrabass. Durch das solistische Altsaxofon kommt von Beginn an ein swingiger Sound ins ansonsten klassische Ensemble. Ein Cake Walk im eher mäßigen Tempo eröffnet mit einer für diesen Tanz typischen Figur in der Klarinette, begleitet von Pizzicato-Einwürfen in den Streichern. Schon bald sind alle Instrumente mit dieser synkopisch geprägten Thematik dabei.
Der anschließende Novelty-Foxtrott swingt bis zum letzten Ton. Diesmal beginnt die Flöte über dem Pizzicato und akzentuierten Vierteln im Fagott. Das Thema wandert nun durch die Blasinstrumente, landet in den ersten Violinen und erklingt später gemeinsam in Bläsern und Streichern. Nach ein paar aufwärtsgerichteten Triolen in den Violinen endet der Foxtrott mit zwei Pizzicato-Vierteln ein wenig plötzlich, doch es folgen immerhin fünf weitere kurzweilige Sätze.
Ein Gipsy-Tango lässt das pseudoromantische Ungarn alter Filme (Seiber war gebürtiger Ungar und studierte bei Zoltán Kodály) auferstehen. Die Trompete schleicht sich, wieder über gezupften Einwürfen der Streicher, in den Tango, ehe das Altsaxofon und später die Flöte sich elegant nach vorn schieben. Ein flotter Waltz lässt die Eins vorerst allein in Cello und Bass. Flöte und Altsaxofon drehen sich darüber im Kreis. Ein zweites kurzes Motiv mit auffallenden Tonrepetitionen schließt sich an, ein drittes Motiv sucht den melodischen Aufschwung.
Dann folgt ein Walzer, nicht rasant, aber bewegt. Wieder geben die tiefen Streicher die erste Taktzeit, doch tanzen Flöte und Fagott nun unisono darüber. Klarinette und Altsaxofon lösen ab, dann folgen alle Bläser über stoisch Viertel haltenden Streichern. Ein Blues bietet dem Altsaxofon und später Flöte und Trompete Gelegenheit zu einer Prise Jazzclubatmosphäre, die Streicher dürfen später übernehmen. Am Ende dann ein Charleston. Klar, das ist Territorium des Saxofons, die anderen Bläser müssen vorerst warten. Da Wolfgang Lichter überlegt und nicht allzu verschwenderisch instrumentiert, bleibt es immer durchhörbar.
Eine hübsche, wohlgesetzte Suite ohne Patina, die für fröhliche Minuten sorgt, gut gelaunt und dem Geist der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts verpflichtet. Spieltechnisch wird hier allerdings niemand an die Grenzen des Instruments geführt und so ist sie auch für Jugend- oder Amateurorchester geeignet. Einzelne Sätze sind sicher als bunte Zugabe das Sahnehäubchen in manchem Konzertprogramm.
Heike Eickhoff