Hefti, David Philip
Counterpoints on “Come, sweet death”
für Klarinetten-Trio; Klarinette in B, Bassetthorn in F, Kontrabassklarinette in B
Der Schweizer Komponist David Philip Hefti wurde 1975 in St. Gallen geboren und hat kompositorische Studien bei Wolfgang Rihm absolviert. Zudem ist er ausgebildeter Klarinettist. Er lebt jetzt als freischaffender Musiker in Zürich. In seinem Werkkatalog zeigt sich die enge Verbundenheit zu seinem Instrument mit einer Reihe von Kammermusik-Kompositionen und einem 2003 vollendeten Klarinettenkonzert. Für Klarinetten-Ensembles hat er auch einige Werke von Johann Sebastian Bach transkribiert.
Die Grundlage des Klarinetten-Trios Come, sweet death aus dem Jahr 2000 ist das Bachsche Lied Komm, süßer Tod aus Schemellis Musicalischem Gesang-Buch. Die Liedmelodie und der dazugehörige Generalbass bilden das Gerüst von Heftis Bearbeitung, die er durch eine freie Mittelstimme, das Bassetthorn, ergänzt. Es ist eine Komposition, die dem Denken in barocken Kompositions- und Formkategorien verhaftet ist. Kontrapunktische Künste, die symmetrische Anlage sowie die Verzierungskunst bestimmen das musikalische Geschehen, das Altes mit Neuem verschmilzt.
Nach einer aus dem Schlussvers des Lieds gebildeten knappen Introduktion folgt die erste von sechs Variationen, die der stark kolorierten Melodie einen aus der Tiefe aufsteigenden chromatischen Kontrapunkt entgegensetzt. In Nr. 2 ist eine große Nähe zur Bachschen Klangwelt gegeben: Der Cantus firmus liegt in der Klarinette, Bassetthorn und Kontrabassklarinette bilden Gegenstimmen. Im dritten Abschnitt wird das taktgebundene Zeitempfinden aufgelöst, aleatorische Elemente bestimmen den Ablauf, klanglich treten avantgardistische Spieltechniken hinzu. Diese am weitesten von Bach entfernte Variation bildet zugleich die Spiegelachse der Komposition. Danach beginnt in Nr. 4 mit dem Krebs von Nr. 2 die Rückkehr zur Bachschen Klangwelt. Nr. 5 ist der Krebs von
Nr. 1, während die letzte Variation als Entsprechung zur Introduktion die komplette Melodie im dreistimmigen Satz aus dem zweiten Abschnitt rekapituliert.
Hefti erzeugt mit der gewählten Instrumentalbesetzung einer nur bis zum a” spielenden B-Klarinette, dem dunkel timbrierten Bassetthorn und der extrem tiefen Kontrabassklarinette eine dem Textgehalt entsprechende Ausdruckssphäre, die das etwa zehnminütige, mit sparsamen Mitteln gestaltete Werk in jeder Phase durchdringt. Die Aufführungsmöglichkeiten der Counterpoints, die als Spielpartitur erschienen sind, werden allerdings durch die Notwendigkeit einer Kontrabassklarinette etwas eingeschränkt.
Heribert Haase