Cornelia Ptassek

Werke von Tommaso Traetta, Wolfgang Amadeus Mozart, Luigi Cherubini, Guiseppe Verdi, Giacomo Puccini, Richard Strauss, Frédéric Chaslin

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Genuin GEN 86080
erschienen in: das Orchester 09/2007 , Seite 84

Schon bei Betrachtung des Covers und der Repertoireauswahl drängt sich die Frage auf, welch frappierende Neuigkeit eine CD wie diese mit den mehr oder weniger typischen Soprantiteln wohl bietet. Ganz dem momentanen Zeitgeschmack à la Netrebko entsprechend, posiert hier eine sehr attraktive Blondine medienwirksam in herausfordernder Geste, eine Prise Laszivität im Blick.
Der Biografie im Booklet ist nur zu entnehmen, als dass es sich um eine aufstrebende junge Sopranistin handelt, die einige wichtige Partien an einigen wichtigen deutschen Spielstätten und Opernhäusern absolvierte und sich ein paar Preise ersang. Seit der Spielzeit 2005/06 ist Cornelia Ptassek Ensemblemitglied des Nationaltheaters Mannheim. Im vergangenen Jahr erhielt sie den Arnold-Petersen-Preis für besonders vielversprechende Nachwuchstalente.
Die ersten Phrasen dieser Einspielung zeigen eine Sängerin, die über eine ausgeprägte Mittellage, dünne Tiefe sowie teilweise forcierte Höhe verfügt und gewisse Töne etwas flach ansingt, sodass sie sich nicht in einen vom Atem getragenen Gesamtkontext einfügen. Doch dann beginnt die Stimme in der Arie der Gräfin (Die Hochzeit des Figaro) doch noch zu fließen und als Gilda (Rigoletto) erklingen wunderbar geformte und wohlplatzierte Spitzentöne in der Schlusskoloratur. Auch weiterhin überraschen plötzliche Pianissimopassagen in expandierter Lage und elegante musikalische Girlanden.
Von Pamina einmal quer durch die Highlights des Sopranrepertoires bis zur Gräfin aus Richard Strauss’ Capriccio ist es ein weiter Weg, den Cornelia Ptassek hier in etwa siebzig Minuten zurücklegt. Kein Wunder, dass da die eine oder andere musikalische Finesse auf der Strecke bleibt und Hingabe nicht an erster Stelle stehen kann. Doch dieser Weg zeigt nicht nur den musikgeschichtlichen Verlauf der einzelnen Titel, die beim 1963 geborenen Frédéric Chaslin, der gleichzeitig als Komponist und GMD des Nationaltheaterorchesters Mannheim auftritt, mit einem Auszug aus seiner Oper Napoleon die Gegenwart erreichen, sondern auch die Entwicklung einer Stimme vom leichten zum lyrisch-dramatischen Fach, wobei sich hier die Sopranistin erst richtig zu entfalten scheint, angekommen in musikalischen Gewässern, in denen sie sich freischwimmen kann, die ihr zum Strömen und Loslassen die richtige Basis bieten.
Ein wenig hätte man mit dieser CD noch warten sollen, um zum richtigen Zeitpunkt eine Sängerin zu präsentieren, die ihren Platz gefunden hat, ihn ausfüllt und sich dementsprechend einheitlich zeigt, in vollem Glanze ihrer stimmlichen Ausdrucksfähigkeit. Das Nationaltheaterorchester Mannheim unter der Leitung von Frédéric Chaslin jedenfalls bietet auch jetzt schon klangliche und stilsichere Präsenz, die einer Sängerin alle Möglichkeiten der Entfaltung eröffnet.
Kathrin Feldmann