Vivaldi/Séjourné/Nobunga
Concertos on Marimba
Fumito Nunoya (Marimba), Kurpfälzisches Kammerorchester, Ltg. Johannes Schlaefli
„Ich liebe es, gemeinsam mit Orchestern zu spielen. Einfach, weil ich dann nicht alleine auf der großen Bühne bin und viele Kollegen da sind, die mit ihrer großartigen Energie und Offenheit alle zusammen eine Musik kreieren.“
So beginnt der japanische Marimbaspieler Fumito Nunoya, der sein Instrument im Rahmen eines Lehrauftrags an der Musikhochschule in Detmold unterrichtet, das Vorwort zu seiner CD mit drei Konzerten für Marimbafon und Orchester. Und genauso spielerisch offen und einfach wie dieses Statement klingt, so geht der Solist auch seine drei Konzerte an.
Die wenigen Minuten der Adaption eines Flötenkonzerts von Antonio Vivaldi eröffnen den Reigen und stellen eine der Sonnenseiten des Marimbaklangs in den Mittelpunkt: das locker perlende und dynamisch fein abgestimmte lineare Spiel. Schnelle Läufe werden hurtig absolviert und mit winzigen Tremoli gekrönt – das ist spieltechnisch wunderbar, da kommt keine Langeweile auf. Mit der originalen Blockflöte in Ohr und Hinterkopf stellt sich aber ein kleines Defizit ein. Unvergleichlich mehr musikalisch-expressive Nuancen stehen den Bläsern durch kunstvolle Atemführung und Artikulation zur Verfügung.
Ein kluger Schachzug also, nach der barocken CD-Eröffnung eine originale Komposition für Marimba und Streichorchester zu präsentieren. Das Marimbakonzert des französischen Komponisten und Percussionisten Emmanuel Séjourné ist das derzeit wohl meistgespielte Werk dieses Genres, seine postmoderne Verschmelzung von spätromantischer Virtuosenmusik à la Rachmaninow mit popkulturellen Elementen sorgt mit großer Regelmäßigkeit für große Konzerterfolge. Nunoya spielt die auf drei Sätze erweiterte Fassung aus dem Jahr 2015 überzeugend und nach allen Regeln der Kunst, er bewegt sich mit großer Sicherheit in der Multistilistik der Komposition.
Drittes Werk der CD ist das vom Interpreten beim japanischen Komponisten Takatomi Nobunga in Auftrag gegebene Konzert The Crossed Sonar of Dolphins. In einer Art illustrierender Filmmusik werden hier maritime Stimmungen wie Wellenklänge, das Auf- und Abschwellen von Strömungen und das Aufblitzen von Fischschwärmen in einer vergleichsweise schlichten Musiksprache umgesetzt. Die Marimba, an deren Seite noch eine Klavierstimme tritt, vertont dabei die Hauptfiguren der Geschichte, die Delfine, mit ihren sonaren Clicks und einer eleganten Körperlichkeit. Nunoya realisiert auch dieses vielleicht etwas zu lange und zu leicht vorauszuberechnende Werk sehr engagiert, wobei er ganz auf eine harmonisierende Interpretation setzt.
Künstlerische Kontraste und Widersprüchlichkeiten sind für ihn ganz offensichtlich von geringerer Bedeutung, sowohl in der Wahl seines Repertoires als auch in seiner musikalischen Ästhetik: „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Konzerte, die ich auf dieser CD aufgenommen habe, etwas Genussvolles sind, sowohl für ein breites Publikum, als auch für andere Perkussionisten und Marimbisten.“
Stephan Froleyks