Neefe, Christian Gottlob

Concerto pour le Clavecin

Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Dohr, Köln 2009
erschienen in: das Orchester 02/2010 , Seite 67

Der aus Chemnitz stammende Komponist Christian Gottlob Neefe (1748-1798) ist vor allem als Lehrer des jungen Ludwig van Beethoven ein Begriff. In Bonn war Neefe Musikdirektor der Großmann-Helmuth’schen Theatertruppe und an der Entwicklung des deutschen Singspiels maßgeblich beteiligt. Bühnenwerke stehen daher im Mittelpunkt seines Schaffens und begründen seine bis heute in Fachkreisen anhaltende Bekanntheit. Innerhalb seines instrumentalen Œuvres macht die Klaviermusik den größten Anteil aus.
Das nun im Verlag Dohr vorgelegte Cembalokonzert von 1781 ist daher eine willkommene Bereicherung des frühklassischen Repertoires. Die Einordnung des Werks zwischen die Klavierkonzerte der Bach-Söhne Carl Philipp Emanuel und Johann Christian sowie die ersten sechs Klavierkonzerte Wolfgang Amadeus Mozarts ist nicht leicht, wie die Herausgeberin Inge Forst im Vorwort ausführt. Daher räumt sie gleich ein, dass Neefes Cembalokonzert einen „eher bescheidenen Beitrag zu der Gattung“ darstelle. Ein erster Blick in die Partitur bestätigt dies. Blockartig und für die Zeit allzu konventionell sind die Tutti- und Solo-Abschnitte aneinandergefügt. Kaum entsteht ein lebendiger Dialog zwischen den Partnern, wie er für die Klassik dann prägend wurde. Die Verwendung des weit verbreiteten Cembalos ist durchaus zeittypisch, setzte sich die Hammermechanik doch erst allmählich durch. Die Solostimme enthält daher kaum Vortragsbezeichnungen.
Bei einer gerechten Einschätzung des Werks muss auch Neefes Lebenslauf betrachtet werden. Zwar spielte er von Anfang seiner Musikerlaufbahn an Klavier, gehörte jedoch nie zu den Virtuosen auf dem Instrument wie etwa Carl Philipp Emanuel Bach oder Mozart. Vielmehr wurde der Komponist durch seine Begegnung mit Johann Adam Hiller früh für das Theater begeistert. Die Instrumentalmusik war für ihn eine ausgesprochene Nebenbeschäftigung. Gleichwohl ist der ausgedehnte Cembalo-Solopart wirkungsvoll komponiert und überrascht an vielen Stellen, so in der Solo-Eröffnung des Rondo-Finales. Bemerkenswert ist der Mittelsatz, ein „Cantabile. Andantino“ mit solistischem Oboenpart. Das Holzblasinstrument tritt in einen zarten Dialog mit dem Cembalo, was der Musik einen empfindsamen Klang gibt und fast an ein kleines Duett erinnert. Die Ecksätze beruhen – nach barockem Modell – auf der Gegenüberstellung von Streichern und Cembalo. Die beteiligten zwei Oboen und Hörner haben lediglich eine klanglich stützende Funktion.
Als Quelle der Ausgabe diente der 1781 bei Johann Michael Götz in Mannheim gestochene Stimmsatz. Die Cembalostimme enthält eine französische Widmung an den sächsischen Kurfürsten Friedrich August III. Ein sorgfältiger Editionsbericht rundet die Publikation der Reihe „Denkmäler Rheinischer Musik“ (Band 34) ab.
Matthias Corvin