De Croes, Henri Joseph

Concerto for Clarinet & Partias

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Aliud BH 048-2
erschienen in: das Orchester 01/2012 , Seite 66

Im Archiv der im 18. Jahrhundert hoch angesehenen Hofkapelle der Fürstenfamilie Thurn und Taxis in Regensburg fand sich das Notenmaterial der vorliegenden Ersteinspielungen des wenig bekannten Komponisten Henri Joseph De Croes. Dem in Brüssel 1758 Geborenen war ein langes Leben vergönnt, das ihn als 17-Jährigen zunächst als Geiger nach Regensburg führte. Dort widmete er sich auch der Komposition, konnte aber nur ein bescheidenes Œuvre vorlegen. Neben zwei Sinfonien, Divertimenti, einem Ballett und einer Oper sind nur das hier eingespielte Klarinettenkonzert und einige Partien bzw. Partiten bekannt. Er starb im Alter von 84 Jahren in seiner Heimatstadt.
Da der Hof in Regensburg schon früh Klarinettisten zur Verfügung hatte, findet sich in der Hofbibliothek eine große Zahl von Solokonzerten. Somit steht De Croes mit seinem dreisätzigen Konzert in B-Dur, das 1790 entstanden ist, in einer Reihe neben den Konzerten von Johann Stamitz, Theodor von Schacht und Jan Václav Knežek. Stilistisch hebt De Croes sich davon auch nicht ab. Seine Melodik ist sehr gefällig, die harmonischen Verläufe geradlinig und ohne Überraschungen. Der Solopart gibt dem
Solisten stellenweise die Möglichkeit, seine Fingerfertigkeit zu zeigen.
Dem bei Walter Boeykens ausgebildeten Klarinettisten Vlad Weverbergh gelingt eine solide, technisch einwandfreie Interpretation des Konzerts. In den Kadenzen dominiert seine Virtuosität. Sein Spiel bleibt jedoch insgesamt etwas zu einförmig. Die Impulse setzt dagegen das Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim, das sehr differenziert und mit lebendiger Gestaltung unter der Leitung seines Chefdirigenten Sebastian Tewinkel musiziert. Allerdings tritt es aufnahmetechnisch gegenüber der Klarinette etwas zu weit in den Vordergrund.
Ungewöhnlich ist die Besetzung der Partiten, die De Croes für zwei Klarinetten, zwei Violen und Kontrabass geschrieben hat. Diese sonst häufiger für reine Bläserbesetzung geschriebene Gattung hat bei De Croes eine Vielzahl von kurzen Sätzen. Eine Auswahl von 17 verschiedenen, oft nur wenige Minuten dauernden Sätzen haben die belgischen Musiker aus den sechs überlieferten Werken zusammengestellt. De Croes wechselt immer wieder die Führungsrolle der beteiligten Instrumente, sodass die ansonsten formal einfach gestalteten Sätze einige Abwechslung bieten. Die beiden Klarinettisten Vlad Weverbergh und Jaan Bossier, der jetzt in Bremen und Dortmund unterrichtet, die beiden Bratscher Diederik Suys, Solobratscher im Orchestre National de l’Opéra de Paris, und Sander Geerts, in gleicher Position in „deFilharmonie Antwerpen“, sowie Jan Buysschaert, der als Kontrabassist im Brüsseler Philharmonischen Orchester wirkt, erwecken diese Miniaturen mit ihrem kammermusikalischen Spiel zu einem kurzweiligen, unterhaltenden Hörvergnügen.
Heribert Haase

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