Hummel, Johann Nepomuk
Concerto a Tromba principale
Manuscript Facsimile reprint/Einführung, Historische Betrachtung, Analyse, Kritischer Kommentar, Originale Solostimme von Edward H. Tarr
Neben dem Konzert für Trompete und Orchester Es-Dur Hob.VIIe:1 von Joseph Haydn gehört das 1803 komponierte Trompetenkonzert von Johann Nepomuk Hummel (1778-1837) zum absoluten Standardrepertoire der Trompeter. Es existieren hunderte Aufnahmen verschiedenster Solisten, zum Teil mit unterschiedlichen Melodieführungen und stark voneinander abweichenden dynamischen Gestaltungen, und in letzter Zeit sind erfreulicherweise auch immer mehr Solisten auf Klappentrompeten unterwegs, für welche dieses Konzert ursprünglich geschrieben wurde. Jeder, der diesem Werk ernsthaft näher kommen möchte, wird also nur zu gerne einmal einen Blick in das Faksimile werfen wollen, um sich Klarheit zu verschaffen über die Originaltonart (Es-Dur oder E-Dur?), Phrasierungen, Dynamik oder schlicht die von Hummel gewünschten Töne.
Die Veröffentlichung von Edward H. Tarr in Zusammenarbeit mit der Hochschule der Künste Bern und der Editions Bim, welche mit Mitteln des Schweizer Nationalfonds im Rahmen des Forschungsprojekts Klappentrompeten unterstützt wurde, kann also ohne Übertreibung als ein Meilenstein bezeichnet werden: Neben dem farbigen Faksimile der Originalpartitur von 1803, das mit den auch im Original enthaltenen Überklebungen mit ca. 69 Euro zwar hochpreisig, aber auch sehr hochwertig daherkommt, findet sich dazu passend als Volume 4 der HKB Historic Brass Series (ebenfalls auf Englisch und Französisch erhältlich) neben der Original-Solostimme eine Einführung zum Faksimile, die historische Betrachtung, eine Analyse und ein kritischer Kommentar, welcher wohl auch auf die schwierigsten Fragen zu diesem Konzert eine Antwort zu geben weiß. Auf übersichtliche Art werden dem Leser in verständlich geschriebenem Text, mit deutlichen Quellenangaben und Zitaten, Fotografien von Instrumenten und dem Abdruck einer historischen Grifftabelle wichtige Aspekte des Werks und seiner Entstehung nähergebracht. Tarrs Schlussfolgerungen sind niemals aus der Luft gegriffen, sondern gut begründet und belegt oder eben auch als Zweifelsfall gekennzeichnet.
Ferner finden sich in dieser Publikation der moderne Notensatz der Solostimme für Trompete in E bzw. in H, die sich leicht aus dem Heft herausnehmen lassen. In der Version für Trompete in E sind an manchen Stellen in einem zweiten Notensystem die späteren Änderungen abgedruckt. Der kritische Trompeter, welcher nun nicht ganz unberechtigt einwerfen wird, dass es immer noch allgemein üblich ist, dieses Konzert
in Es-Dur zu spielen, kann hierfür übrigens beruhigt die Solostimme in H verwenden und sich in Übepausen an den hochinteressanten 17 Seiten Text von Edward H. Tarr erfreuen.
Diese beiden Ausgaben sind sicher nicht nur für jede gut sortierte Bibliothek, sondern auch für jeden Solisten ein absolutes Muss, und man kann vor dieser erstklassig gemachten Arbeit in Zeiten von oft allzu schnell auf den Markt geworfenen Neuausgaben der üblichen Hits nur den Hut ziehen.
Kristin Thielemann