Penderecki, Krzysztof

Concertino

für Trompete und Orchester, Klavierauszug von Claus-Dieter Ludwig

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Schott, Mainz 2017
erschienen in: das Orchester 07-08/2017 , Seite 64

Viele Werke Krysztof Pendereckis, dem Großmeister zeitgenössischer Avantgarde, zählen bereits heute zu modernen Klassikern auf den Konzertbühnen der Welt. Nachdem der Komponist vor zehn Jahren das Hornkonzert Winterreise vorgelegt hat, wurde ein weiteres Solostück für Blechbläser, das Concertino für Trompete und Orchester, am 3. Mai 2015 von Gábor Boldoczki und dem Saarländischen Staatsorchester in der Congresshalle Saarbrücken uraufgeführt.
Der Wirbel einer kleinen Trommel, gefolgt von martialisch wirkenden, kurzen Schlägen der Streicher eröffnen den ersten Satz des Concertinos, bevor sich die Trompete in einer signalhaften Kadenz dazu gesellt. Immer wieder konfrontiert Penderecki den Hörer mit übermäßigen Oktaven, was eine filmmusikreife Spannung erzeugt. Hierzu trägt ebenfalls die geschickte Gegenüberstellung von punktierten Rhythmen und Triolen bei. Im weiteren Verlauf geht die Musik in ein Allegretto Scherzando über, welches beinahe wie eine Karikatur der Eröffnungskadenz wirkt.
Im zweiten Satz, einem Larghetto, verlangt Penderecki vom Solisten ein Flügelhorn. So steht die ruhige und weiche Musik ganz im Einklang mit den Klängen des Soloinstruments, welches in der Originalfassung mit der Orchestertrompete und Klarinette korrespondiert. Ein kurzer, beinahe tonaler Moment von großer Trauer leitet lyrisch den unruhigen und bedrohlichen Schluss des Satzes ein. Die verschiedenen Instrumente wie auch die Schlagzeugstimme sind im hier vorliegenden Klavierauszug sinnvoll und übersichtlich bezeichnet und bieten dem Pianisten bei der Umsetzung gute Anhaltspunkte.
Mit langsamen, tiefen Schlägen in e-Moll von Posaunen, Kontrabässen und großer Trommel wird der nur 22 Takte dauernde dritte Satz „Allegretto pesante“ eingeleitet. In diesem musikalischen Gerüst gefangen, erklingen flehentlich eine Klarinette in tiefer Lage und die Solotrompete mit schnellen Tonfolgen, bevor die Musik des rasanten vierten Satzes („Viva ma non troppo“) thematisch wieder an den ersten Satz anknüpft. Dieser dürfte in diesem Werk dem Solisten, wie auch dem Pianisten, am meisten Können abverlangen.
Erfolgreich wurde beim Klavierauszug neben der guten technischen Umsetzbarkeit viel Wert auf ein dem Orchestersatz möglichst nahekommendes, vollständiges Klangbild gelegt. Das Ganze wurde, wie bei Ausgaben aus dem Hause Schott Music üblich, in ein ansprechendes und übersichtliches Notenbild mit günstigen Wendestellen und gut verständlichen Hinweisen zur Ausführung gesetzt.
Technisch gesehen, ist dieses zwölfminütige Werk für die Trompete zwar mit seinen großen Intervallsprüngen durchaus eine Herausforderung, aber in allen Punkten praxisnah gehalten und gut zu meistern. Auch musikalisch überzeugt das Concertino des 83-jährigen Penderecki: An diesem spannenden und leicht zugänglichen Werk werden sowohl Hörer als auch Ausführende viel Freude haben!
Kristin Thielemann