Concerti I
Mozart/Liszt/Bartók
Mit einem durchdachten Programmkonzept präsentiert sich das Klavierduo GrauSchumacher auf seiner neuesten CD. Doppelkonzerte von Mozart, Liszt und Bartók sind darauf versammelt. Dabei überrascht das Duo den Hörer mit neuen Erlebnissen. Gleich das bekannte Konzert für zwei Klaviere und Orchester von Mozart KV 365 erklingt mit Kadenzen Béla Bartóks. Wie im Booklet erläutert, hat der ungarische Komponist das Werk mit seiner Ehefrau Ditta Pásztory in dieser Version gespielt. Das Besondere an diesen selten gehörten Kadenzen ist die Tatsache, dass es sich um Solo-Auftritte des ersten (Kopfsatz) und zweiten Pianisten (Finale) handelt. Man hat also das Vergnügen, die Herren Andreas Grau und Götz Schumacher einzeln zu erleben.
Sie bilden natürlich auch zusammen ein prächtiges Duo. Homogen im Zusammenspiel und mit schwungvollem Zugriff spielen sie Mozart. Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter Ruben Gazarian begleitet sie ebenso kraftvoll. Vielleicht fehlt hier und dort das Filigrane der Partitur. Offenbar wollten die Interpreten das Fortschrittliche unterstreichen und rücken die Musik daher ins 20. Jahrhundert samt den Möglichkeiten des modernen Flügels.
Besser passt diese Gangart zu Bartóks Konzert für zwei Klaviere, Percussion und Orchester von 1940 die Orchesterbearbeitung der berühmten Sonate für zwei Klaviere und zwei Schlagzeuger. Nun gefallen die kräftigen Akzente und das runde Klangbild. Die Schlagzeuger Franz Schindlbeck und Jan Schlichte spielen ausgezeichnet. Aber auch das Klavierduo setzt auf Elan und Phrasierungsreichtum. Im Vergleich zur ursprünglichen Quartett-Version ist der Eindruck vielleicht nicht ganz so avantgardistisch. Die Orchestereinwürfe rücken das Stück in die Richtung eines klassischen Konzerts, besonders die Streicher und Holzbläser machen den Klang weicher. Der mittlere Satz profitiert vielleicht am meisten von der großen Besetzung. Die Charaktere sind darin weit gespannt und dem Duo GrauSchumacher und den Mitmusikern gelingt ein äußerst spannendes Stimmungsbild.
Unbedingt hörenswert ist jedoch auch das Concerto Pathétique S 258 von Franz Liszt, eines seiner wenigen Werke für zwei Pianisten. In der Art einer Symphonischen Dichtung angelegt, gelang dem Komponisten 1856 ein überzeugendes Gegenstück zur berühmten h-Moll-Solosonate. Das Duowerk wirkt allerdings noch üppiger und füllt von seiner Klanglichkeit locker einen großen Saal. Grandiose, triumphale Momente wechseln mit elitären Melodien und einem Trauermarsch. Da Bartók das Werk geliebt haben soll, weisen alle Stücke der CD auf den Ungarn. So gibt es trotz der heterogenen Stilmischung einen durchgehenden roten Faden. Das gefällt.
Matthias Corvin


