Baumann, Herbert
Concerti da camera
Man liest es mit Erstaunen: Die Musik zu über 500 Bühnenstücken hat Herbert Baumann geschrieben. Wer so viel komponiert, muss entweder ein farbloser Vielschreiber oder ein fleißiger, disziplinierter und zugleich einfallsreicher Musiker sein. Herbert Baumann gehört sicherlich zur zweiten Kategorie, denn er bereichert das Repertoire für vielerlei Gattungen seit Jahrzehnten mit qualitativ anspruchsvollen Werken. Und dass er für die Bühne besonders kreativ war, liegt in seiner Biografie begründet: 1925 in Berlin geboren, war er bereits im Alter von 22 Jahren musikalischer Leiter des Deutschen Theaters seiner Heimatstadt. Weitere Engagements folgten an anderen Bühnen, ehe er sich 1979 aufs freiberufliche Wirken verlegte.
Die CD gibt einen Überblick über das konzertante Schaffen von Herbert Baumann: vom Kammerkonzert Nr. 1 für Flöte, Oboe und Streichorchester aus dem Jahr 1948 bis zum Weihnachtskonzert für Streichorchester aus dem Jahr 1992 reicht die Spannbreite. Sie bietet zugleich einen Einblick in die musikalische Welt des Komponisten: Seine Musik klingt weder wie die eines Neutöners noch wie diejenige eines Epigonen, steht aber in klassischer Tradition und wurzelt hörbar etwa in Hindemith oder Strawinsky. Die Concerti bezaubern durchweg mit spielfreudiger, konzertant-frischer Musik, in denen die Solisten in spritzigen Einfällen brillieren, aber auch in elegischen und warmen Melodien schwelgen können. Alle Solisten verstehen es bestens, diese effektvolle und geistreiche Musik wirkungsvoll zu präsentieren: Da stellen sich bis zum letzten Concerto keine Abnutzungserscheinungen ein, zumal die Auswahl ein farbiges und reizvolles Gesamttableau ausbreitet.
Natürlich lässt sich eine stilistische Entwicklung über die Jahrzehnte feststellen, die das früheste und das jüngste Werk trennen auch wenn sich Baumann im Grundsatz treu geblieben ist. So greift er harmonisch und im Einsatz der Klangmittel in den Aspekten von 1982 deutlich zu einer geschärfteren Tonsprache, zu kompakteren, mit Effekten gewürzten Klängen und zu einem großen Gestus. Die Schlichtheit und Intensität seines alternativen Weihnachtskonzerts von 1992 rührt dagegen wieder emotional an dies ist eine Musik, die auch durchaus von Laienorchestern darzustellen ist.
Einprägsam ist über all die Jahre die knappe, fassliche Form geblieben, in die Baumann seine musikalischen Ideen gießt und mit der er es dem Publikum leicht macht, seiner Musik zu folgen, sie zu verstehen.
Das begleitende Württembergische Kammerorchester unter Paulus Christmann wie unter dem Komponisten persönlich überzeugt mit rhythmisch pointiertem und zupackendem Spiel, versteht sich aber auch auf die leisen und gedeckten Töne.
Wolfgang Birtel