Schubert Franz

Complete Impromptus op. 90 D 899 und Op 142 D 935

Margit-Anna Süss (Harfe)

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Campanella C 130205
erschienen in: das Orchester 11/2016 , Seite 70

Margit-Anna Süss, eine international anerkannte Harfenistin, studierte an der Musikhochschule in München bei Ursula Lentrodt. Nach erfolgreichem Meisterklassenabschluss nahm sie noch ein für sie sehr prägendes zweijähriges Studium in Paris bei Pierre Jamet auf. Mit 20 Jahren wurde sie Soloharfenistin des NDR Sinfonieorchesters Hamburg (jetzt NDR Elbphilharmonie Orchester). Darüber hinaus spielte sie viele Jahre bei den Bamberger Symphonikern und über zehn Jahre bei den Berliner Philharmonikern. Konzertreisen führten sie um die ganze Welt. Außerdem gibt sie Meisterkurse im In- und Ausland. Seit 2015 ist sie Gastprofessorin an der Kunstuniversität Graz.
Mit ihrer vorliegenden Solo-CD stellt sie sich auf der Harfe einer enorm großen Herausforderung: Sie adaptiert alle acht Impromptus für Klavier von Franz Schubert. In höchster Verehrung vor dem Meister nahm sie jahrelang alles auf sich, um möglichst im Text originalgetreu zu bleiben, was ihr dank ihrer guten Spieltechnik weitgehend gelungen ist.
Es gibt viele Klaviereinspielungen dieser Impromptus. Margit-An­na Süss lehnt sich besonders an die Aufnahme von Radu Lupu von 1982 an: ruhige Tempi, virtuose Lyrik, Gefühlstiefe, Innerlichkeit – besonders im Ges-Dur-Impromptu – zeichnen sein Spiel aus; eine vollendete Umsetzung eben dieser epischen Miniaturen. Süss versucht nun, auf ihre Weise auf der Harfe solchen Richtungen gerecht zu werden. Im Booklet, in Form eines Interviews mit Hansjörg Schellenberger gestaltet, beschreibt sie u.a. die Schwierigkeit der Umsetzung des Notentextes auf die Harfe. Allein schon die virtuose Dämpf- und Spieltechnik in der Tiefe erfordert großes Können auf dem Instrument. Schubert hat die Harfe so gut wie nie in seinen Werken verwendet. Lediglich in der Zauberharfe, einem Zauberspiel in drei Akten für Chor, Soli und Orchester, setzt er sogar zwei Harfen ein.
Ich teile meine Begeisterung mit Süss, diese Adaptionen der Impromptus zu spielen. Nur hätte ich hier und da andere musikalische Auffassungen, um Schubert’scher Musik noch mehr gerecht zu werden. Arpeggien passen für mich nicht zu diesen Stücken, besonders Sforzato-Akkorde werden dadurch entkräftet. Auch von der Dynamik her hätte ich mir noch mehr Mut zu den Unterschieden zwischen piano und forte gewünscht. Große Spielbrillanz zeigt Süss in den Impromptus Nr. 2 und 4 aus op. 90 sowie in Nr. 1, den Variationen aus Nr. 3 und Nr. 4 aus op. 142. Nr. 2 aus op. 142, ein unvergleichlich schönes, schlichtes Lied, spielt Süss zu langsam. Es entsteht so der Charakter eines Chorals, was von Schubert wohl nicht beabsichtigt war.
Nun sei noch erwähnt, dass Süss in allen Stücken an vielen Stellen links und rechts nacheinander spielt. Schade, dadurch geht oft musikalische Klarheit verloren. Fazit ist jedoch, dass Süss’ Mut sich gelohnt hat. Allen, die an Harfenmusik interessiert sind, kann ich diese CD empfehlen.
Marion Hofmann

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