Georg Friedrich Händel/Georg Philip Telemann
Cleofida, Königin von Indien
Stuttgarter Barockorchester, Ltg. Jörg Halubek
Georg Philip Telemann brachte 1732, bereits ein Jahr nach der Premiere im King’s Theatre in London, die Oper Poro seines Freundes und nicht weniger berühmten Kollegen Georg Friedrich Händel in Hamburg auf die Bühne. Im Zuge der Bearbeitung war nun nicht mehr der indische Feldherr und Herrscher Titelheld, sondern die weibliche Protagonistin Cleofida – eine indische Königin.
Für das Publikum der Oper am Gänsemarkt hatte der Operndirektor Telemann auf lokale Gepflogenheiten einzugehen. In Hamburg schätzte man keine Kastraten in Heldenpartien, folglich ersetzte er sie durch tiefe Stimmen. Außerdem war man es gewohnt, der Handlung in der Landessprache zu folgen. Er ließ also die Rezitative von Christoph Gottlieb Wend umdichten und vertonte sie neu. Die italienischen Arien blieben erhalten. Die Handlung ist in barocker Manier komplex und handelt von Kriegs- und Liebeswirren, Eifersucht und Mordintrigen:
Sie führt uns zunächst ins heutige Pakistan an die Ufer des Flusses Jhelum. In heftigen Kämpfen besiegte Alexander, König der Makedonen, die Truppen des Inderkönigs Porus, der daraufhin nach antiker Tradition Selbstmord begehen will. Sein Feldherr Gandartes fordert ihn aber auf, an die Verteidigung seiner geliebten Königin Cleofida zu denken. Um inkognito zu bleiben, tauscht Porus mit Gandartes die Helme und nimmt den Tarn-namen Asbites an. Dennoch wird er durch einen makedonischen Trupp gefangengenommen. Der eintreffende Alexander lässt ihn unerkannt wieder ziehen und gibt ihm die Botschaft mit, König Porus solle sein Reich zurückerhalten, wenn er sich geschlagen gebe. Porus kündigt Alexander weiteren Widerstand an. Erixena ist die Schwester des Porus. Zwei Inder führen sie gefesselt vor Alexander, der aber lässt auch Erixena frei. Die ist vom Auftreten des feindlichen Herrschers so eingenommen, dass sie die Annäherungsversuche des Makedonenfeldherrn Timagenes zurückweist. Der entwickelt daraufhin Mordabsichten gegen Alexander. Am Ende der drei Akte geht alles friedlich aus. Alexander wird als edler Herrscher stilisiert und sein vorbildlicher Edelmut mit einem eigens hinzugefügten strahlenden Schlusschor von Telemann unterstrichen.
Das Stuttgarter Barockorchester Il Gusto Barocco unter der Leitung von Jörg Halubek musiziert klangschön, historisch informiert und differenziert. Darüber hinaus glänzt das Sängerensemble, allen voran der Bariton Florian Götz in der Partie des König Porus, die Sopranistin Suzanne Jerosme in der Titelpartie der Cleofida, der Tenor Jorge Navarro-Colorado als Makedonenherrscher Alexander. Die Sopranistin Johanna Pommranz ist Erixena, der Altus Leandro Marziotte ist der indische Feldherr Gandartes, der Bass Josep-Ramon Olivé singt sein makedonisches Gegenstück, den Feldherrn Timagenes.
Prima, dass es nun diese Rarität und Koproduktion zweier Barockmeister, so stilsicher umgesetzt, zu hören gibt.
Felicitas Zink