Granados / Albéniz / de Falla u.a.
Classica Espagñola
Süße Wehmut, bitterer Schmerz, glühende Leidenschaft die nun erschienene vierte CD der Reihe Classica, die sich zum Ziel gesetzt hat, klassische Musik und Weltmusik zu verbinden, ist eine gefühlvolle Hommage an Spanien und seine reichen musikalischen Traditionen. Initiatorin des Projekts ist wie bei den vorangegangenen CDs zu Musik aus Kuba, Venezuela und Argentinien die Flötistin Anette Maiburg, die wieder erstklassige Musiker verschiedener Herkunft für die Zusammenarbeit gewinnen konnte. Maiburgs Karriere begann klassisch, als Flötistin bei verschiedenen deutschen Orchestern (u.a. Philharmonisches Orchester Hagen, Bamberger Symphoniker, WDR Rundfunkorchester Köln). Dazu kam eine Lehrtätigkeit an den Musikhochschulen in Köln und Lübeck.
Maiburg knüpft mit dieser Crossover-CD an die Erneuerung der spanischen Kunstmusik im 19. Jahrhundert durch die Integration folkloristischer Elemente an. In kunstfertigen Bearbeitungen (Tarkmann, von Wangenheim u.a.) von Werken von Enrique Granados, Isaac Albéniz, Manuel de Falla und diversen Originalkompositionen wird ein spannendes, genreübergreifendes Panorama spanischer Musik vorgestellt. Unverwechselbar wird die Einspielung durch die reizvolle Besetzung und Instrumenten-
mischung. Denn musiziert wird mit höchstem kammermusikalischen Anspruch nicht nur auf Instrumenten der europäischen Klassik, sondern auch auf solchen der spanischen bzw. lateinamerikanischen Folklore, etwa der Cajón oder der Cuatro, einer kleinen viersaitigen Gitarre aus Venezuela.
Die drei bis acht Minuten langen Stücke sind geschickt und abwechslungsreich platziert. Neben gekonnt dargebotenen, klassischen Bearbeitungen, etwa für Flöte und Gitarre, stehen farbenprächtige Arrangements und Neukompositionen unter Verwendung von Folkore-Instrumenten, allen voran die vier ausdrucksstarken modernen Flamenco-Kompositionen des venezolanischen Komponisten und Flötisten Omar Acosta, aber etwa auch Spain von Chick Corea für Flöte, Gitarre, Kontrabass, Flamencogitarre, Cuatro und Cajón.
Die Stücke sind den Musikern des Classica-Espagnola-Teams wie auf den Leib geschnitten und das wechselnde Zusammenspiel überzeugt rundum. Die Flötistin Anette Maiburg bläst klangschön und klanglich flexibel, wunderbar passend zum exzellenten Gitarrenspiel von Andreas von Wangenheim. Auch der virtuose Kontrabassist Wlodzimierz Gula fügt sich fabelhaft in das Ensemble ein. Besonderen Reiz erhalten einige Stücke durch das brillante Kastagnetten-Spiel von Alberto Alarcón: Faszinierend, wie viele differenzierte Rhythmen und Klangfarben mit diesem unscheinbaren Instrument erzeugt werden können! Auch den anderen Musikern gelingt es hervorragend, sich mit ihren künstlerischen Profilen in das Team einzubringen.
Insgesamt eine ausgezeichnete Produktion, die auch durch das informative, sorgfältig erstellte Booklet punkten kann. Wer an spanischer (Welt)Musik interessiert ist, wird diese innovative, stimmige Einspielung zu schätzen wissen.
Andrea Welte