Liszt, Franz
Christus
Während die Klaviermusik Franz Liszts wieder verstärkt gepflegt wird, wird das einst so populäre Orchesterwerk heute sowohl in Konzerten als auch Schallplattenkatalogen eher stiefmütterlich behandelt. Ebenfalls wenig Beachtung erfahren die geistlich inspirierten Kompositionen Liszts wie z.B. Christus-Oratorium.
Nun hat Roman Kofman mit seinem Beethoven Orchester Bonn eine Neudeutung vorgelegt, die Referenzstatus für sich beanspruchen kann. Auf so überzeugendem Orchesterniveau dürfte die komplexe Partitur selten zu erleben sein. Kofman und sein sehr klangschön, geschmeidig und ungemein differenziert musizierendes Orchester legen ein überzeugendes Plädoyer für Liszts monumentales, von vielen musikalischen Gegensätzen geprägtes Werk ab. Anteil an dem Hörvergnügen hat auch die Aufnahmetechnik, die in der Bad Godesberger Heilig-Kreuz-Kirche den weiten dynamischen Radius der Musik ebenso wie das aufgefächerte Klangpanorama überzeugend eingefangen hat. Natürlichkeit des Klangs steht im Vordergrund, letztmögliche Transparenz wird nicht angestrebt, ohne dass die Musik an Detailtreue verlieren würde.
Neben dem Beethoven Orchester Bonn haben auch der ebenso klangmächtig wie subtil agierende Tschechische Philharmonische Chor Brünn (Einstudierung Petr Fiala), der Organist Christoph Anselm Noll sowie die Solisten großen Anteil an dem überzeugenden Gesamtergebnis der Einspielung dieses Oratoriums. Ebenbürtig auch die höhensichere Franziska Hirzel (Sopran), Birgit Remmert mit ausdrucksstarkem Alt, der überzeugende Tenor Donald Kaasch und der etwas opernhafte Bariton Ralf Lukas.
Walter Schneckenburger