Meyer, Dirk

Chamber Orchestra & Ensemble Repertoire

A Catalog of Modern Music

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: The Scarecrow Press, Inc., Lanham/Maryland 2011
erschienen in: das Orchester 11/2011 , Seite 61

Der vorliegende Catalog of Modern Music wird die Programmplanung für Konzerte mit Kammerensembles und kleineren Orchestern erheblich vereinfachen und zudem zahlreiches Repertoire leichter zugänglich machen. Einzig vergleichbares Übersichtswerk bislang war Cecilia Saltonstalls Catalog of Music for Small Orchestra von 1947, überarbeitet herausgegeben 1981. Dieses Buch versorgt den Leser jedoch nicht mit den für die Repertoireauswahl so nötigen Hintergrundinformationen über die Werke. Denn immer wieder stellen sich die Fragen: „Wie lange ist ein Stück?“, oder: „Wer ist der Herausgeber?“ Vor allem bei eingeschränkter oder außergewöhnlicher Ensemblebesetzung wird die Suche bekanntlich sehr mühselig.
Der vorliegende Band beschränkt sich in der Werkauswahl auf Musik ab 1900 und schließt bereits zahlreiche Werke des 21. Jahrhunderts mit ein. Das gelistete Repertoire umfasst knapp 4000 Werke für Ensemblegrößen zwischen 7 und 45 Spielern (mit Ausnahme von Chorwerken und Kammeropern) und enthält die wichtigsten Informationen für die Aufführung. Alle erwähnten Kompositionen sind über einen angegebenen Verlag oder direkt vom Komponisten zu beziehen.
Autor Dirk Meyer, 1977 in Deutschland geboren und jetzt ein in Florida in den USA tätiger Dirigent, versteht sein Buch in Ergänzung zu David Daniels bewährtem Nachschlagewerk Orchestral Music – A Handbook, welches 2005 ebenfalls bei Scarecrow Press erschienen ist. Form und Gliederung entsprechen sich weitgehend und scheinen alle nur denkbaren Kriterien zur Kategorisierung zu beinhalten. Dopplungen zwischen den beiden Nachschlagewerken wurden dabei möglichst vermieden.
Im ersten Teil des Katalogs sind die Werke nach Komponistennamen alphabetisch geordnet. Es gibt dabei jeweils Angaben zu Besetzung, Werkdauer, Dauer einzelner Sätze, zu Verlag und Entstehungszeit.
Der ausgedehnte Anhang ist nach den Kategorien Ensemble (Besetzungsgröße zwischen 7 und 15 Musikern), Kammerorchester und Streichorchester unterteilt und erlaubt es, Stücke nach Titel, Werkdauer sowie nach speziellen Kriterien der Instrumentation (Mitwirkung von Solostimmen oder Erzählern, Soloinstrumenten, Saxofon, Harfe, Klavier, Perkus­sion, Elektronik) zu suchen.
Bei der Aufnahme jüngerer Komponisten in den Katalog gibt es offensichtlich einen amerikanischen Fokus. Ein kleinerer deutscher Musikverlag – wie etwa die Edition Juliane Klein mit Komponisten wie Sebastian Stier und Stephan Winkler – fehlt dagegen völlig, auch sind beispielsweise José Maria Sanchez Verdu (bei Breitkopf) oder Helmut Oehring (bei Bote & Bock) nicht aufgeführt, während eine interessante Randfigur wie Radiohead-Gitarrist Jonny Greenwood vertreten ist.
Trotzdem ist unbestreitbar, dass der benutzerfreundliche Katalog ein unverzichtbares und längst überfälliges Nachschlagewerk für den Musikbetrieb ist. Als Band 1 der von Scarecrow Press geplanten Reihe „Music Finders“ lässt er gespannt auf seinen Nachfolger warten.
Anja Kleinmichel