Reinecke, Carl
Chamber Music for Clarinet, Horn and Piano
Trio Slaskie: Roman Widaszek (Klarinette), Tadeusz Tomaszewski (Horn), Joanna Domanska (Klavier)
Reinecke hat zwar knapp die obersten Etagen auf dem Olymp der Komponisten nicht erklommen, doch die Werke dieser CD sind allesamt hörenswert. Romantisch und manchmal ein bisschen folkloristisch, unterhaltsam und gefühlvoll garantieren sie einen entspannten, auf sehr gutem technischen Niveau eingespielten Zuhörabend. Wer zudem auch Klaviertrios in etwas selteneren Besetzungen zu schätzen weiß, wird hier mit dem Trio für Klarinette, Horn und Klavier sehr gut bedient.
Die Klarinette eröffnet butterweich und zugleich schlank, virtuos und sauber inszeniert Roman Widaszek die Fantasiestücke op. 22. Den etwas betulichen dritten Satz (Deutscher Walzer) lässt er burschikos frohlocken. Pianistin Joanna Domanska begleitet ihn musikalisch und gefühlvoll. Überhaupt ist sie das musikalische Rückgrat eines jeden Werks dieser CD, denn sie ist in einem jeden besetzt und immer sehr gut vorbereitet. Anschließend singt das Horn ein Nocturne op. 112. Ruhig und verträumt, aber kein bisschen schläfrig, geht Tadeusz Tomaszewski das Werk an, genießt die wenigen lauteren Töne und lässt sein sensible Blechblasinstrument singen.
Es folgt mit Opus 256 Musik für Klarinette und Klavier.: Einer ruhigen Introduktion folgt organisch ein bewegtes Allegro, ganz, wie es Reinecke vermutlich wollte. Mit schlankem Ton und flinken Fingern lockt Widaszek es aus der Klarinette. Allerdings lässt eben dieser schlanke, helle Ton ein paar dunklere Klangfarben nicht zu, die allen Werken an manchen Stellen gut getan hätten.
Das Klaviertrio beendet die CD. Das Hornsignal eröffnet, etwas rau im Ton. Alle drei Spieler nutzen hier schon im ersten Satz die Möglichkeit, bedeutend fester zuzupacken. Pianistin Joanna Domanska ist nun die Dritte im gleichberechtigten musikalischen Bund, was sie hörbar genießt. Kraftvoll geht sie Läufe und Einwürfe an und platziert sie punktgenau. Überhaupt bietet das Trio eine sehr homogene Leistung, achtet aufeinander und spielt sich die Themen zu. Das Andante fließt nun entspannt dahin. Ein bisschen mehr Kern hätte dem Ton der Klarinette hier wieder nicht geschadet, das Horn könnte mehr Glanz auftragen. Zugleich sorgt dieser schlanke Stil wieder einmal für die Vitalität, die der Musik hier jede Sentimentalität nimmt.
Das folgende Scherzo ist ein kleiner Leckerbissen. Locker und anscheinend entspannt perlt es aus den Instrumenten: gute Laune auf technisch hohem Niveau, schön artikuliert mit knackigen Staccati selbst in der Klarinette. Tänzerisch schleicht sich das Finale ins Ohr. Damit es nicht zu simpel wird, hat Reinecke Brüche und Wendungen großzügig in die Kantilene eingeflochten, die über allem immer zu erahnen ist. Das Trio genießt jeden einzelnen Bruch, ohne Tempo oder den musikalischen Bogen zu verlieren. Das etwas raue Horn bildet den reizvollen Kontrast zur schlanken Klarinette, das Klavier streut Ton um Ton ein weiches, wildes Blütenmeer dazu. Die drei Musiker ergänzen sich vorzüglich und zeigen, dass ein Klaviertrio auch mit Klarinette und Horn ausnehmend gut funktioniert.
Heike Eickhoff