Krommer, Franz / Johann Nepomuk Hummel
Chamber Music for Bassoon and Strings
Ein Fagott, zwei Bratschen und ein Cello: eine eher untypische Kammermusikbesetzung. Wenn dann noch historische Instrumente aus der Zeit um 1800 gespielt werden, klingt es vor allem im Fagott deutlich anders, weniger glatt und verblüffend farbig.
Die Musikerinnen des Ensembles island haben für ihre neue CD Chamber Music for Bassoon and Strings zwei der seltenen Werke für diese apokryphe Quartettbesetzung herausgesucht. Zugegeben, die Auswahl an Literatur für diese Besetzung ist überschaubar und so gehört diese wohlgelungene CD irgendwie auch in die Abteilung Raritäten und Kurioses. Doch sind die beiden Quartette Franz Krommers (op. 46 Nr. 1 und Nr. 2) kompositorisch durchaus ernst zu nehmen, auch wenn Krommer hin und wieder mit besonders bunten Effekten oder charakteristischen Klängen des Fagotts kokettierte. Fagottistin Jane Gower hat hörbar Spaß daran, diese humoristischen Aspekte mit bewusst übertriebenen Akzenten und kräftiger Dynamik zu betonen. Doch bald darauf singt ihr historisches Fagott wieder anmutig, schnurrt wie ein Kätzchen und wirkt sehr kultiviert.
Die Kolleginnen an den Violen (Antoinette Lohmann, Galina Zinchenko) und dem Cello (Jennifer Morsches) folgen ihr ergeben und zeigen, wo immer sich die Gelegenheit bietet, Virtuosität und Temperament. So wirken diese beiden Quartette unterhaltsam und zugleich interessant. Manchmal, beispielsweise zu Beginn des vierten und letzten Satzes (Rondo) des Quartetts Nr. 1 beginnt das Fagott im burschikosen Schweinsgalopp, um später elegant zu singen und schöne weiche Töne in höherer Lage zu intonieren. Jane Gower klingt in jedem Register voll und warm. Das hörbare Klappern der wenigen Mechanik ihres Fagotts wirkt nicht wie das Zipperlein eines alten Instruments (oder dessen Nachbaus) und gehört bald schon einfach dazu, ohne zu stören. Virtuose Kadenzen allerdings sucht man hier vergeblich.
Die drei Streicherinnen haben zusätzlich Johann Nepomuk Hummels Trio in G-Dur eingespielt. Hier können sie endlich loslegen, sich aus dem goldigen Schatten des Fagotts befreien und vieles etwas zarter angehen, als sie es gemeinsam mit dem tiefen Doppelrohr taten.
Insgesamt bietet diese CD eine hübsche Mischung an spielfreudiger Musik in den Mittellagen. Weder die strahlenden Höhen noch echte Tiefen scheinen dieser CD zu fehlen, denn die Musikerinnen loten allesamt den ganzen Ambitus ihres Instruments aus. Wenn das Andantino grazioso, der zweite Satz des Hummelschen Trios, sich gemäßen Schritts in das Ohr schmeichelt, dabei aber auf eine allzu eingängige Melodik verzichtet, um wandlungsfähig ein Wechselbad angenehmer (aber doch dahinplätschernder) Emotionen auszuschütten, fühlt man sich aufs Beste unterhalten und genießt jeden Ton. Tändelnd kommt das Menuetto daher. Das ist ein kleiner delikater Tanz, der sich sanft um sich selbst dreht. Fröhlich geht das Trio mit einem Rondo zu Ende.
Man könnte glatt noch etwas mehr von dieser schönen Musik auf dieser hörenswerten CD vertragen.
Heike Eickhoff