Schumann, Robert
Cello Concerto A minor op. 129
version for cello and string quartet
Robert Schumann muss geahnt haben, dass er mit seinem Cellokonzert op. 129 Interpreten wie Zuhörern keine leichte Aufgabe bereiten würde. Der zeittypischen Vorstellung eines Concert brillant entspricht dieses Werk durchaus nicht, wiewohl die technischen Schwierigkeiten des Soloparts diejenigen der meisten Cellowerke der Zeit sogar überschreiten. Clara Schumanns Formulierung, die höchst interessante Verwebung zwischen Cello und Orchester [sei] wirklich ganz hinreißend, beschreibt genau das Problem: Der Solist hat Enormes zu leisten, ohne hierfür im Paganinischen Sinn belohnt zu werden.
Im Zuge seiner Verhandlungen mit dem Verlag Breitkopf & Härtel äußerte der Komponist die Idee, daß es vielleicht zum Vortheil sein würde, wenn man ein Saitenquartettarrangement ausarbeitete, auf daß man es auch in Privatkreisen ausführen könnte. Auf diese Weise gedachte Schumann, das komplexe Werk zumindest Kennern und Liebhabern zugänglich zu machen, wenn denn schon die große Resonanz im öffentlichen Konzert ausbleiben würde. In der Tat fand die Uraufführung des Werks mutmaßlich erst 1860 statt, und zu verdienten Ehren kam Schumanns Cellokonzert erst im 20. Jahrhundert. Bedauerlicherweise konnte Schumann die Idee einer Kammerversion nicht mehr selbst ausführen. An dieses Desiderat wagte sich im Jahr 2002 der Münchner Komponist und Tonsatzlehrer Markus Höring heran. Die Anregung hierzu ging vom Cellisten Andreas Heinig aus, in dessen Verlag auch das Notenmaterial dieser Version erschienen ist. Das Ergebnis der glücklichen künstlerischen Zusammenarbeit ist auf vorliegender CD zu hören. Heinig, 1977 geboren, hat in Berlin und München studiert und wirkt heute neben seiner solistischen und kammermusikalischen Tätigkeit als Solocellist des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks in München. Für die Einspielung des Concertstücks für Violoncell so Schumanns ursprüngliche, auf die durchkomponierte einsätzige Form Bezug nehmende Bezeichnung konnte das 2003 gegründete Amira-Quartett gewonnen werden.
Und das Fazit? Pures Hörvergnügen! Andreas Heinigs Spiel lässt weder technisch noch in punkto Wohlklang einen Wunsch offen, die Kommunikation mit dem Quartett nicht zuletzt im Hinblick auf Klangbalance gelingt außerordentlich gut. Bemerkenswert zumal sind zahlreiche Momente, in denen sich das Ensemble Zeit nimmt in einer Weise, die ohne Zweifel der Aufführungspraxis der Schumann-Zeit nahe kommt und zugleich interpretatorische Freiräume schafft, die im hektischen Staccato des modernen Konzertbetriebs häufig unterdrückt werden. Heinig und das Amira-Quartett lassen die Musik jenen Geist atmen, den wir Hörer geprägt durch manch sämigen Pseudo-Schumann-Brei neu entdecken dürfen. Clara Schumann spricht im Zusammenhang mit dem Concertstück von Romantik, Schwung, Frische und dies mag uns überraschen Humor. All das ist hier deutlich zu hören.
Gerhard Anders