Süße-Krause, Uta / Harald Eggebrecht

Cellisten/Cellists

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Michael Imhof, Petersberg 2009
erschienen in: das Orchester 06/2010 , Seite 62

Leidenschaft ist ein großes Gefühl. Ohne sie ist das Werden von Kunst und Musik nicht denkbar. Leidenschaft ist Triebfeder jedes kreativen Tuns. Wenn man diesen großartigen Bildband, der ausschließlich Cellisten gewidmet ist, betrachtet und auf sich wirken lässt, kann man Leidenschaft auch sehen. Und wenn der Betrachter mit der Welt des Violoncellos vertraut ist und die Celloliteratur kennt, wird es in seinem inneren Ohr vielleicht auch anfangen zu klingen. Denn die Gesichter der Cellisten, die Uta Süße-Krause hier so lebendig porträtiert hat, spiegeln die Musik, die mit ihr verbundenen Emotionen. Auch die Bewegungen und Gesten der Spieler sind körperlicher Ausdruck davon. Man braucht nur in das Gesicht der jungen Marie-Elisabeth Hecker zu schauen, um zu begreifen, dass Musik etwas mit Glückseligkeit zu tun hat.
Auf die vielfältigen Zusammenhänge von „Hören und Sehen“ weist Harald Eggebrecht in seinem erhellenden Essay hin, der dem Bildteil vorangestellt ist. Der Cellist ist für die Fotografin ein besonders dankbares „Objekt“. Da sitzt und arbeitet er hinter dem groß und üppig geschwungenen Korpus seines geliebten Instruments, das er umarmt und das schon wegen seiner Optik oft eine Augenweide ist. In die Decke eines Jahrhunderte alten Cellos haben sich oft die Spuren der Zeit eingegraben wie in das Gesicht eines alten Mannes. Alt und jung, die Celloprominenz und die Generation der jungen Talente stehen in diesem Buch einträchtig nebeneinander: Yo-Yo Ma, Heinrich Schiff, Truls Mork, Janos Starker und Miklos Perényi, Alban Gerhardt, Julian Steckel, Andreas Brantelid und Gabriel Schwabe…
Die Bilder entstanden vorwiegend an den Brennpunkten der aktuellen Celloszene in Kronberg und Manchester, aber auch beim Festival Pablo Casals in Prades und an verschiedenen Konzertorten. Besonders aussagekräftige Bilder stammen von Meisterkursen, die immer Orte besonders intensiver Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler sind. Uta Süße-Krause erfasst mit ihren Bildern immer wieder die magischen Momente, in denen ein Gesicht einen kurzen Blick in die Seele freigibt. Nicht nur die Leidenschaft der Musiker spricht aus diesen Bildern, sondern auch die Hingabe der Fotografin.
Dieses Buch ist in seiner Art einzigartig. Noch nie hat es einen Bildband gegeben, der sich so systematisch und intensiv der Fotografie von Cellisten widmet. Das Werk ist auch ein Beleg und Spiegel für die rasante Entwicklung, die das Cellospiel in den vergangenen Jahrzehnten genommen hat. Die Cellisten haben gleichberechtigt Platz genommen neben den Geigern und Pianisten. Obwohl hier nicht Vollständigkeit angetrebt wurde – der Fokus des Buchs liegt ja im Bereich des bildästhetischen –, bietet Uta Süße-Krauses Bildband einen guten Überblick über die Celloszene der Gegenwart. Am Ende findet man Kurzbiografien der porträtierten Künstler, eine sinnvolle und informative Beigabe.
Norbert Hornig

Page Reader Press Enter to Read Page Content Out Loud Press Enter to Pause or Restart Reading Page Content Out Loud Press Enter to Stop Reading Page Content Out Loud Screen Reader Support