Carl-Flesch-Akademie – 9. Lions-Preisträgerkonzert 2006

Wolfgang Amadeus Mozart: Violinkonzert G-Dur / Max Bruch: Violinkonzert g-Moll

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Bella Musica BM 31.2416
erschienen in: das Orchester 09/2007 , Seite 85

Der Förderpreis der südwestdeutschen Lions-Clubs ist ein Beispiel, wie man jungen Musikern tatkräftig beim Aufbau ihrer Karriere helfen kann. Im Jahr 2006 wurden zwei Preisträger nicht nur in einem Konzert der Baden-Badener Philharmonie vorgestellt, sondern erhielten zusätzlich die Möglichkeit, sich mit einer Studio-Aufnahme jeweils mit einem Violinkonzert zu präsentieren.
Für junge Geiger ist es heutzutage außerordentlich schwierig, sich bei Werken des Standardrepertoires von der Fülle vorliegender Aufnahmen durch eine eigene Konzeption abzusetzen. Korbinian Altenberger (*1982), u.a. bei Helmut Zehetmair und bei Donald Weilerstein in Boston ausgebildet, schafft dies. Und seine Konzeption ist mehr als nur „einfach anders“ – sie ist originell, in sich völlig schlüssig und dazu technisch hervorragend realisiert. Altenberger findet einen eigenen Weg, der auf der historischen Aufführungspraxis aufbaut, aber nicht bei kurzatmigen Phrasen und vibratolosen Kantilenen endet.
Einerseits lockert er im Sinne mozartscher Variationstechnik mit reizvollen Verzierungen die Wiederholungen in der Durchführung des ersten Satzes auf (die einzige Schwachstelle des Werks) und deklamiert jede Phrase äußerst lebendig und poetisch, wie dies von den Musikern des späten 18. Jahrhunderts immer wieder gefordert wurde. Aber er benutzt auch alle Mittel des modernen Violinspiels: sehr differenziertes Vibrato und alle Schattierungen der Bogentechnik. Dazu kommt noch, dass es dem Tonmeister Günter Appenheimer perfekt gelingt, den wunderbaren Klang der vom Deutschen Musikinstrumentenfonds zur Verfügung gestellten Guadagnini einzufangen und in den Orchesterklang einzubetten. Jeder Geiger wird da mit Wonne zuhören!
Tianwa Yang (*1985) – laut Booklet die jüngste Geigerin, die je die Paganini-Capricen aufgenommen hat – studierte in ihrem Heimatland China und in Deutschland und kann bereits vielfältige Engagements in Asien, Europa und den USA vorweisen. Im Bruch-Konzert beeindruckt sie durch schlackenlosen Ton, Brillanz und Artikulation der linken Hand und des Bogenarms. Die schnellen Legato-Tonleitern und gebrochenen Akkorde hört man selten so kristallklar. Die Baden-Badener Philharmonie unter ihrem GMD Werner Stiefel begleitet beide Werke sensibel.
Martin Wulfhorst