Werke von Smyth, Spain-Dunk, Warren und Gipps

British Music for Strings III

Südwestdeutsches Kammerorchester Pforzheim, Ltg. Douglas Bostock

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: cpo 555457-2
erschienen in: das Orchester 6/2023 , Seite 70

Britischer Streichermusik widmet sich eine Reihe mit dem Südwestdeutschen Kammerorchester Pforzheim beim Label cpo, die mittlerweile bei Folge drei angekommen ist. Dankenswerterweise dirigiert Douglas Bostock hier nicht die „üblichen Verdächtigen“ – auf der vorliegenden CD befinden sich ausschließlich Werke von Komponistinnen und es kommen dabei Namen zu Wort, die – nicht nur bei uns – relativ unbekannt bzw. vergessen sind: Zu Susan Spain-Dunk und Constance Warren finden sich selbst im Grove Dictionary (in der Ausgabe von 1980) keine Einträge. Lediglich die Musik von Ethel Smyth hat im Konzertleben Eingang gefunden und ist auch auf Tonträgern einigermaßen gut repräsentiert. Dabei ist es interessant, dass Komponistinnen in Großbritannien in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts durchaus gefördert und auch regelmäßig aufgeführt wurden, nicht zuletzt von Dirigenten wie Sir Henry Wood; nur wurde diese Förderung nach dem Zweiten Weltkrieg nicht in gleicher Weise fortgeführt. So verrät es uns zumindest das instruktive Beiheft.
Nicht nur ist Ethel Smyth am bekanntesten, auch hinterlässt ihre Musik auf dieser CD den stärksten Eindruck. Ihre Suite op. 1 entstand ursprünglich als Streichquintett und wurde von der Komponistin später für Streichorchester bearbeitet. Diese Fassung ist verschollen, konnte aber von Douglas Bostock anhand eines Klavierauszugs rekonstruiert werden. Es handelt sich um eine – das Stereotyp sei an dieser Stelle gestattet – jugendfrische Komposition, die, obwohl die Komponistin damals im Brahms-Kreis verkehrte, keinerlei Einflüsse aus zeitgenössischer deutscher Musik aufweist; da mag man eher an Dvořák denken. Das Pforzheimer Orchester interpretiert diese Musik – ebenso wie auch die anderen Werke – mit großem Stilgefühl und ansteckendem Enthusiasmus.
Auch wenn die Werke von Susan Spain-Dunk, Constance Warren und Ruth Gipps nicht denselben starken künstlerischen Ausdruck aufweisen, so handelt es sich doch durchweg um gut gearbeitete, eingängige Stücke, bündig formuliert und formal ansprechend. Spain-Dunk und Warren entgehen dabei zwar nicht einer gelegentlich etwas zu harmlosen „Gemütlichkeit“, doch die Kürze ihrer hier präsentierten Werke lässt keine Langeweile aufkommen. Gipps’ Gringlemire Garden entstand erst 1952 und ist somit das am spätesten entstandene Stück dieses Programms; insofern ist es harmonisch etwas vielschichtiger, die Tonsprache von Vaughan Williams grüßt aus der Ferne.
Insgesamt ist diese CD, wie auch die gesamte Reihe, sowohl wegen der auf ihr zu findenden Entdeckungen als auch der äußerst ansprechenden Klangkultur des Orchesters durchweg zu empfehlen; ein warmes und durchsichtiges Klangbild trägt ebenfalls zum Erfolg der Einspielung bei.

Thomas Schulz

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