Stefan Schäfer
Bridges
Concerto for four double basses and orchestra, Klavierauszug und Stimmen
Ein Orchester mit vier Kontrabässen ist etwas sehr Normales, aber vier solistische Kontrabässe und ein vollbesetztes Orchester – wie geht das? Der Solokontrabassist des Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg und Komponist Stefan Schäfer brachte dieses Meisterstück zuwege.
Schäfer ist bekannt dafür, dass er zahlreiche Werke für sein Instrument in Besetzungen vom Solo bis zum Oktett für aufgeschlossene Kontrabassisten und Ensembles vorlegt. Es sind keine zufälligen Gelegenheitskompositionen, die dann in der Schublade landen, sondern an den Aufführungszahlen gemessene Erfolgsstücke!
Das besondere Werk mit dem Titel Bridges für Kontrabassquartett und Orchester entstand als Auftragswerk des Görlitzer Theater- und Musikvereins e. V. Mit dem dortigen Orchester, der Neuen Lausitzer Philharmonie unter Leitung des Chefdirigenten Andrea Sanguineti, kam es gleich fünf Mal zur Aufführung – die Uraufführung fand im Zittauer Theater im April 2016 statt. Und zwar mit überwältigendem Erfolg! Der Komponist und die ausführenden Solisten des internationalen Kontrabassquartetts Bassiona Amorosa freuten sich über stehende Ovationen mit Bravo-Rufen und geforderter Zugabe. Gleiches wiederholte sich in Görlitz, Bautzen und Hoyerswerda.
Der Titel des Werks nimmt Bezug auf die Brückenfunktion der Stadt Görlitz, als Symbol zur Überwindung von Grenzen und Gräben, und will internationale Gemeinsamkeiten beflügeln. Einen Anfang dafür machte bereits die Uraufführungsbesetzung des Kontrabassquartetts: Die vier Solisten kamen aus Russland (Artem Chirkov), Südkorea (Andrew Lee), Serbien (Ljubinko Lazic) und Georgien (Giorgi Makhoshvili) und das Publikum reiste auch aus dem deutsch-polnischen Grenzgebiet an.
Stefan Schäfer gelingt es, eine Musik zu schreiben, die interessant, abwechslungsreich und spielfreudig für Spieler und in gleicher Weise ansprechend für das Publikum ist. Die heikle Aufgabe, ein solistisches Kontrabassquartett mit einem Orchester in Dialog zu bringen und dabei Gemeinsamkeiten immer deutlich hervortreten zu lassen, ist dem Komponisten beispielgebend gelungen.
Die Melodik kommt den Kontrabässen in den besten Klanglagen entgegen, mitreißende rhythmische und harmonische Abwechslungen machen dieses dreisätzige 25-Minuten-Stück zu einem Hörgenuss. Äußerst empfehlenswert für ambitionierte Kontrabassgruppen in den Orchestern und reizvoll für fortgeschrittene Hochschul-Kontrabassklassen!
Klaus Trumpf