El-Salamouny, Ahmed
Breaking the Wall
Nervosität beherrschen, kreativer werden und besser lernen. Ein Ratgeber nicht nur für Musiker
Im vergangenen Jahrzehnt ist eine Fülle von Literatur zum Thema Lampenfieber und Auftrittsoptimierung erschienen. Trotz dieses zunehmend häufiger diskutierten Themas ist sie in der Regel recht eindimensional orientiert. Die Informationen beziehen sich meistens auf jeweils einen einzigen Aspekt des Musikerdaseins. Das vorzustellende Buch des Gitarristen Ahmed El-Salamouny ist hier eine begrüßenswerte Erweiterung. Der musizierende Mensch wird aus verschiedenen Sichtweisen vorgestellt. Und El-Salamouny weiß, wovon er spricht: Langjährige Bühnenerfahrung und Lehrtätigkeit haben ihm zu einem umfangreichen Wissensschatz verholfen.
Der Autor geht einleitend davon aus, dass Musiker den gleichen oder ähnlichen Anforderungen und Belastungen unterworfen sind wie Sportler. Ein adäquates Reagieren auf diese Ansprüche sowie entsprechende Einstellungen seien jedoch bei den allermeisten nicht zu finden. Aufgrund eigener Sport-Erfahrungen erarbeitet der Autor einen gelungenen Transfer sportbezogener Techniken auf die Konzert- und Übesituation von Musikern. Er stellt heraus, dass die Belastungen im Trainingsalltag sowie in Wettkampf- und Konzertsituationen ähnlich sind.
El-Salamouny hat zudem wichtige neurobiologische Erkenntnisse integriert. Der übende Musiker kann sich auch rein körperlich verbessern: Hierzu zählen z.B. eine ausgewogene Ernährung (Diätethik) sowie ein bedachter Umgang mit leistungsbeeinflussenden Substanzen. Neben dem Kick durch Zucker oder Nikotin kommentiert El-Salamouny auch den Umgang mit Medikamenten zur Leistungsoptimierung.
Der Autor verfügt über langjährige Unterrichtserfahrung und beleuchtet viele Aspekte des Themas Lernen, die bisher selten einen Platz in der Ausbildungsliteratur gefunden haben, so z.B. die hohe Bedeutung der Lehrperson, deren Funktion phasenweise ins Therapeutische gehen kann.
Treffsichere Zitate bekannter Persönlichkeiten geben einen intuitiven, emotionalen Einstieg in die einzelnen Kapitel. Eine gewisse Selbstironie lässt den Leser immer wieder schmunzeln. Das übersichtliche Literaturverzeichnis motiviert dazu, sich über die Fülle der dargebotenen Themen weiter mit den behandelten Facetten zu beschäftigen.
Es ist zu wünschen, dass die Inhalte dieses gut verständlich und erfrischend undogmatisch geschriebenen Buchs Eingang in das Gedankengut problembehafteter Musiker und Musikstudenten finden. Auch den Ausbildern an Hochschulen sei nahe gelegt: Bei der Vorbereitung auf ein Leben als Musiker müssen weit mehr Aspekte berücksichtigt werden als beispielsweise endlos lange und belastende Übezeiten, die selbstverständlich nicht der alleinige Weg zum Ziel sind. Lernen kann optimiert werden.
Das Buch ist nicht nur für Musiker geeignet, sondern für all jene, die an einer persönlichen Fortentwicklung interessiert sind. Allen Interessierten sei das Buch als eine Art Hausapotheke bei Lampenfieber ans Herz gelegt.
Gudrun Müller