Uwe Kraus

BRAUNSCHWEIG: Familientreff im Dunkel

Aufbegehrend und verstörend: „Koma“ von Georg Friedrich Haas

Rubrik: Bericht
erschienen in: das Orchester 6/2024 , Seite 51

Nachtsichtgerät und Bundeswehr-Knicklichter zählen für gewöhnlich nicht zur Grundausstattung für einen Theaterbesuch. Beim Besuch der Oper Koma von Georg Friedrich Haas am Staatstheater Braunschweig macht das Zubehör aber durchaus Sinn, spielt das Werk des Österreichers, der als einer der wichtigen Komponisten der Gegenwart gilt, doch über weite Strecken in tiefer Schwärze. Zwischen Bläsern und Streichern erhebt sich ein riesiger Kubus mit Gazewänden, die Projektionsflächen für Handy-Videoschnipsel werden, ein Ins-Leben-Schauen-Guckkasten, der sich dreht und ganz nah an die auf der Bühne sitzenden Opernfreunde heranrutschen kann. Die Neuinszenierung von Koma durch Intendantin Dagmar Schlingmann setzt den konsequent gezeichneten Weg des niedersächsischen Hauses in der Auseinandersetzung mit neuen Formen des Musiktheaters fort. Am Schnittpunkt zwischen Leben und Tod treffen Sänger:innen, Musizierende und Zuhörer:innen aufeinander, dort wo Michaela im Krankenzimmer liegt. Der Schwetzinger Urfassung folgend sprechen die Ärztinnen und Pfleger ihren Text, während korrespondierend Michaelas liebender Mann Michael, mit wärmendem Bass-Klang Rainer Mesecke, Daniel Gloger als Schwager Alexander, mal feiner Bariton, mal als Mutter giftender Counter-Tenor, und die verstummte Tochter Barbara (Maria Schneidewind) sowie Schwägerin Jasmin vokal zu erleben sind.

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