Ridil, Christian

Brahms en France

Konzert für Fagott und Kammerorchester, Klavierauszug /Partitur

Rubrik: Noten
Verlag/Label: Edition Gamma, Bad Schwalbach 2013
erschienen in: das Orchester 10/2013 , Seite 67

Brahms en France – ein ungewöhnlicher Titel für ein Fagottkonzert. Dahinter steckt die Idee einer programmatischen Zusammenführung von „deutsch-ernster Strenge zu französisch-eleganter légèreté“. Der kompositorische Ansatz versteht sich darin, zwei konträre, scheinbar unvereinbare musikalische Ausdrucksebenen zu vereinen und damit in „musikalischkünstlerischer Hinsicht einen Brückenschlag zu symbolisieren“. Damit ist die ideelle Dimension und die kompositorische Konzeption dieses Werks von Seiten des Komponisten auch hintergründig entsprechend erläutert und „augenzwinkernd“ durch den Titel Brahms en France zum Ausdruck gebracht.
Formal besteht das Werk aus drei Sätzen, einem Kopfsatz mit der Bezeichnung Adagio – Doppio movimento, einem Mittelsatz in dreiteiliger Liedform (Chanson – Andante – Vivace – Tempo primo) sowie einem Finalsatz in Rondoform (rasch), gleich einem gefühlten Scherzando. 1994 hat Christian Ridil das Konzert geschrieben und seiner Frau Raphaela Matthias „herzlich“ gewidmet. Erst im Jahr 2013 wurde der Text bei Edition Gamma als Partitur und Klavierauszug verlegt und durch den Fagottisten Rainer Seidel innerhalb eines Sinfoniekonzerts des Orchesters des Pfalztheaters im April des gleichen Jahres in Kaiserslautern zur Aufführung gebracht.
Hierbei konnte der Solist, der seit 1977 Mitglied des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks ist, seine ausgezeichneten bläserischen und instrumentalen Fähigkeiten unter Beweis stellen. Die Realisierung des vorgegebenen Textes ist durchaus anspruchsvoll und fordert den Solisten und das Orchester sowohl in technischer als auch in rhythmischer Hinsicht. Allerdings werden die Brahms-Bezüge z.B. vom ersten Takt der zweiten Sinfonie im Finalsatz des Konzerts und die kompositorische Konzeption der Verwandtschaft der Hauptthemen aller drei Sätze dem interessierten Konzertbesucher als Hörerlebnis nicht leicht zu vermitteln und nur schwer zu erkennen sein. Dennoch – der ideelle Ansatz und die schöpferische Idee ist bei diesem Konzert mit Sicherheit anerkennenswert und zusätzlich eine Bereicherung der Fagottliteratur. Der Komponist Christian Ridil wurde 1943 in Breslau geboren, studierte Schulmusik, Komposition bei Günter Bialas sowie Musikwissenschaft in München. Als Universitätsmusikdirektor der Goethe-Universität in Frankfurt am Main lehrte er dort am Musikwissenschaftlichen Institut und leitete außerdem Chöre und Orchester der Universität. Zahlreiche Kompositionen Ridils errangen bei Wettbewerben Preise und Auszeichnungen.
Alfred Rinderspacher