Halbreich, Harry

Bohuslav Martinu

Werkverzeichnis und Dokumentation. Zweite, revidierte und erweiterte Ausgabe

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Schott, Mainz 2007
erschienen in: das Orchester 05/2007 , Seite 74

Als Harry Halbreich 1968 die erste Version des vorliegenden Bandes veröffentlichte, war Europa – bedingt durch den Ost-West-Konflikt – hermetisch in zwei Teile getrennt. Nach Aufhebung des Eisernen Vorhangs wurden die Arbeitsmöglichkeiten über Landesgrenzen hinweg erheblich besser, sodass Halbreich für die Neufassung intensivere Forschungen zu Martinus Werk betreiben konnte, auch in Zusammenarbeit mit dem 1995 auf Veranlassung von Viktor Kalabis in Prag gegründeten Bohuslav- Martinu-Institut. Das Werkverzeichnis konnte um zahlreiche Kompositionen ergänzt werden, auch um solche, die zeitweilig verschollen waren. Zu den Gründen, die der Autor für eine erweiterte zweite Ausgabe angibt, gehört auch die Neueinteilung der Werke in Kategorien und ihre neue Reihenfolge, um sich der geplanten kritischen Gesamtausgabe anzupassen.
Das Buch besteht aus einer Biografie sowie einem umfangreicheren Werkverzeichnis. In der Biografie schildert Halbreich zunächst Martinus verschiedene Lebensstationen: 1890 bis 1923 in der Heimat, darauf bis 1940 in Frankreich, nach der Flucht aus Europa bis 1953 in den USA. Die letzten Lebensjahre bis 1959 verbrachte der Komponist wieder in Europa, zumeist in der Schweiz. Es folgen verschiedene Aufsätze, in denen Halbreich hauptsächlich künstlerische Aspekte von Martinus Arbeit untersucht, mit Titeln wie z.B. „Der stilistische Werdegang“, „Die Tonsprache“ und „Form und Struktur“. Diese ergänzen den biografischen Bereich in klar formulierter, überzeugender Weise.
Den größten Teil des Bandes nimmt das systematische Werkverzeichnis ein, in dem eine Beschreibung der einzelnen Werke – nach Werkgruppen geordnet – angeboten wird. Aus dieser Übersicht lässt sich leicht ablesen, wie umfangreich und vielschichtig Martinus Schaffen ist. Allein an größeren Werken hat er 16 Opern hinterlassen, 67 Kompositionen für Orchester (darunter sechs Sinfonien), neun Klavierkonzerte und 90 Kammermusikwerke vom Duo bis zum Nonett. Eine chronologische Werkübersicht, die der Autor als Halbreich-Verzeichnis mit den Ziffern 1-384 erstellt hat, ist gegen Schluss des Buchs abgedruckt.
Harry Halbreich hat mit seiner umfassenden Arbeit ein gut durchdachtes und überschaubares Nachschlagewerk vorgelegt, das Musikern und Musikologen schnelle und verbindliche Informationen über Bohuslav Martinu, einen wichtigen tschechischen Komponisten des 20. Jahrhunderts, verschafft.
Peter Roggenkamp