Between the lines
contemporary music for piano and two clarinets
Mit seiner zweiten CD Between the lines legt das Bärmann Trio eine exzellente Aufnahme verschiedener Stücke von zeitgenössischen Komponisten vor. Die klangliche Bandbreite der Klarinette wird hier in rhythmisch kontrastreichen Kompositionen ausgekostet. Volle Kraft von archaisch anmutenden Klängen ist ebenso zu hören wie Lyrisches und Themen von differenzierter Magie, die gleichermaßen zum Genießen und Nachdenken anregen.
Architectonics II ist das zweite Werk aus dem siebenteiligen Zyklus für verschiedene Kammermusik-Besetzungen des estnischen Komponisten Erkki-Sven Tüür. Das musikalische Material des symmetrisch angelegten Stücks erwächst aus einer einzigen Note d. Die harten Gegensätze von hämmerndem Klavierbass und quasi improvisatorischen Phrasen der kreisenden Holzbläser werden kunstvoll miteinander verwoben. Tüür ersetzte das ursprünglich vorgesehene Violoncello für das Bärmann Trio durch die Bassklarinette.
Auch wenn es das sagenumwobene Höllental tatsächlich im Schwarzwald gibt, scheint dieses klangintensive Stück von Andreas Sorg ein Ausflug in die Unterwelt zu sein. Man meint in dem ostinat repetierten Klavierbass die dröhnenden Schritte eines herannahenden Ungeheuers zu hören. Die düstere Stimmung wird durch das wechselseitige Agieren der zwei Bassklarinetten wirkungsvoll verstärkt.
Mit einem Schrei beginnt das emotional spannungsgeladene Stück Howlin at The Wolfgang. Der amerikanische Komponist und Multi-Instrumentalist Elliott Sharp verarbeitet hier unliebsame Kindheitserinnerungen an Klavierstunden, in denen meist Mozart auf dem Programm stand. Der Bassklarinette ist hier das Bassetthorn, welches von Mozart wegen seines charmanten Tons besonders geschätzt wurde, zur Seite gestellt.
Gerhard Müller-Hornbachs Verblassende Schatten hingegen entführen den Hörer in eher impressionistische Klanglandschaften. Die zurückhaltende Klavierstimme mischt sich mit den zarten Spuren der aus Distanz spielenden Klarinette und des Bassetthorns, die langsam ins Unhörbare hinübergleiten.
Die widerstreitenden Gegensätze im Mythos des Weiblichen vereinigt Patrik Bishay in seinem Klanggemälde About Eve. Während der erste Teil der Komposition verspielten, improvisatorischen Gestus hat, wirken die hektisch wechselnden Rhythmus-Patterns gepaart mit besonderen Klangeffekten, wie Flatterzunge, Atemgeräuschen und gezupften Klaviersaiten, im zweiten Teil eher angriffslustig.
Auf wundersame Wege begibt sich das Trio in der Suite Mysterium Coniunctionis von Gary Kulesha, wo den Geheimnissen der Verbindung von Alchemie und der Entwicklung der menschlichen Seele sensibel nachgespürt wird.
Beeindruckend ist das perfekte Zusammenspiel der drei Musiker Sven van der Kuip, Ulrich Büsing und John-Noel Attard, bei dem sowohl die Liebe zum Detail als auch die Spielfreude hörbar sind.
Juliane Bally