Händel, Georg Friedrich
Belshazzar
Es sind zumeist die kleinen Labels, die heutzutage interessante oder zumindest engagierte Neuproduktionen hervorbringen. Die K&K Verlangsanstalt, ein in verschiedenen Medien tätiger Verlag in Baden-Württemberg, gibt auch mehrere CD-Reihen heraus. Eine davon, die Edition Kloster Maulbronn, ist den Konzerten gewidmet, die seit 1968 regelmäßig in der mittelalterlichen Klosteranlage in der Nähe von Pforzheim abgehalten werden.
Der künstlerische Leiter der Maulbronner Konzerte, Jürgen Budday, hat in den vergangenen Jahren einen Schwerpunkt auf die großen englischen Oratorien Georg Friedrich Händels gelegt, mit denen der Komponist nach seiner letzten italienischen Oper Dedamia von 1741 eine neue Laufbahn begann. Es enstanden auch heute noch so beliebte Werke wie Jephta, Saul, Belshazzar oder Semele, den Welterfolg Messiah nicht zu vergessen. Wegen ihren aufwändigen Besetzungen, in denen der Chor immer eine zentrale Rolle spielt, haben es diese Oratorien weder im Konzertbetrieb noch auf der CD leicht. Immerhin aber haben, als die Aufnahmezeiten noch golden waren, Nikolaus Harnoncourt und John Eliot Gardiner wichtige und maßstabsetzende Produktionen aufnehmen und veröffentlichen können.
In Maulbronn kann man das machen, denn als Basis steht mit dem Maulbronner Kammerchor ein engagiertes semi-professionelles Ensemble zur Verfügung, das gute Musik macht und wenig Kosten verursacht. Als Orchester sind verschiedene Ensembles auf Originalinstrumenten dabei, darunter Musica Florea aus Prag, die Hannoversche Hofkapelle und ein eigenes Ensemble, das Barockorchester Maulbronn. Was auffällt, ist die Besetzung der Solopartien mit einigen Sängerinnen und Sängern, die als Stars der Barock-Szene bekannt sind, etwa der Kontratenor Michael Chance, die Sopranistin Nancy Argenta oder der Bariton David Thomas.
Die neuesten Veröffentlichungen sind Belshazzar und Solomon. Während das erste ein dramatisch angelegtes Stück ist, das von der Niederlage des Babylonierkönigs Belsazar gegen den Perser Cyrus erzählt in einer spannenden Rezitativ-Szene sagt der Prophet Daniel Belsazar das Ende des Reiches voraus , ist Solomon dagegen von kontemplativerer Natur und beschäftigt die Chöre vornehmlich, um Gott zu preisen ein eher festlich-erbauliches Stück.
Die Maulbronner leisten gute, solide Arbeit. Sehr angenehm fällt auf, dass Jürgen Budday nicht der oft gehörten Neigung erliegt, Händel mit möglichst schnellen Tempi auf Spannung zu bringen. Er geht die Musik ruhig an und arbeitet die Energie durch sorgfältige Artikulation heraus. Die Musiker aus Hannover das Orchester spielt in beiden Oratorien sind ihm dabei zuverlässige Begleiter. Dennoch haben die Einspielungen nicht den Biss und auch nicht die Autorität jener von Harnoncourt und Gardiner es handelt sich eher um sehr ambitionierte Liebhaber-Aufführungen, für die man sich bekannte Solisten geholt hat. Auch diese sind nicht mehr ganz in der Blüte ihrer Kunst wie etwa Michael Chance, bei dem man etliche Intonationsmängel in Kauf nehmen muss. Sehr schön Nancy Argenta in Solomon, gleichfalls ihre Kollegin Miriam Allan in Belshazzar.
Laszlo Molnar