Bach / Rachmaninow / Madsen et al.
Bel Canto
Mit Bel Canto legt der italienische Tubist Alessandro Fossi seine Debüt-CD vor, auf der insgesamt elf Komponisten vertreten sind. Er verzichtet hierbei auf aufwändige orchestrale Begleitung und lässt sich lediglich von Nicoletta Mezzini auf dem Klavier begleiten.
Die menschliche Stimme habe ihn immer fasziniert, so Fossi. Dies erklärt wohl auch, warum er sich in erster Linie für Transkriptionen von Liedern und Arien entschieden hat. Mit Una furtiva lagrima, der Romanze des Nemorino aus Donizettis Liebestrank, erklingt eine bekannte Arie des Belcanto-Stils. Glücklicherweise belässt Fossi es trotz sehr einfühlsamer und geschmeidiger Tongebung dabei, denn in Bezug auf Ausdruck und Deklamation hat die menschliche Stimme deutlich mehr Möglichkeiten.
Von Rachmaninows Vocalise op. 34 Nr. 14 existieren schon seit vielen Jahrzehnten auch Instrumentalbearbeitungen verschiedener Art, Fossi entlockt der Tuba hierbei sehr melancholische Klänge. Was Bachs Badinerie aus der 2. Orchestersuite und Vittorio Montis Czardas mit Belcanto zu tun haben, will sich mir nicht so recht erschließen. Diese Titel werden meines Erachtens in der heutigen Zeit (auch in Fassungen für tiefe Blechbläser) reichlich überstrapaziert, vielleicht nicht zuletzt wegen der Aufnahmen von Canadian Brass oder Blechschaden. Dennoch werden beide Stücke ebenso wie die von Jean-Baptiste Arban im Original für Trompete geschriebenen Variationen über ein Thema aus Norma höchst virtuos musiziert. In Mozarts Exsultate, jubilate KV 165 entlockt Fossi seiner F-Tuba eindrucksvoll auch die höchsten Töne. Aus Fritz Kreislers Liebesleid wird auf der CD ein Liebeslied. Diese Alt-Wiener Tanzweise ist mit einer Tuba allerdings komplett fehlbesetzt; Fossis Interpretation mangelt es eindeutig am nötigen Wiener Charme.
Eine Originalkomposition sticht allerdings aus der Flut von Bearbeitungen hervor: die dreisätzige Sonate des norwegischen Komponisten Trygve Madsen (*1940). Hier kommt das gesamte Klangspektrum der Tuba zur Geltung. Eine willkommene Abwechslung, weil viele Stücke eigentlich doch mehr nach Eufonium klingen.
Am Ende von Bel Canto steht Ennio Morricones Filmmusik zu Spiel mir das Lied vom Tod gleichsam als Zugabe eines abwechslungsreichen, virtuosen Konzertprogramms. Schade nur, dass in Bezug auf die Repertoireauswahl zu viel Wert auf Bekanntes gelegt wurde.
Lutz Göhmann