Werke von Paul Hindemith, Julien-François Zbinden und Roland Leistner-Mayer
Basswärts
Neue Sonaten für Kontrabass und Klavier. Frank Thoenes (Kontrabass), Jens Hoffmann (Klavier)
Zwei Musiker der Norddeutschen Philharmonie Rostock, Bassist der eine, Korrepetitor der andere, haben sich schon vor einigen Jahren zum Duo Eccles zusammengetan, benannt nach einer schönen barocken Sonate, die in Basseinrichtung wohl jeder Bassschüler spielt. Basswärts ist ihre zweite CD.
Frank Thoenes spielt mit viel Vibrato, kräftig, spannt Bögen. Jens Hoffmann weiß um die klanglichen Schwierigkeiten, einen Bassisten zu begleiten, findet Balance zwischen Energie und klanglich notwendiger Umsicht.
Ihr Programm haben die beiden schlüssig zusammengestellt. Mit einer Komposition Paul Hindemiths beginnend und mit zwei Werken seines in München lebenden Enkelschülers Roland Leistner-Mayer endend, platzieren sie dazwischen verbunden durch die Verehrung aller drei Komponisten für Johann Sebastian Bach Julien-François Zbindens Hommage an B.A.C.H. für Kontrabass solo. Mit Hindemith und Zbinden haben die beiden Musiker Standardwerke für Kontrabass eingespielt. Der Haken liegt nur leider in der Zuschreibung der Musik: Neue Sonaten für Kontrabass und Klavier. Neu ist hier höchstens das Entstehungsdatum der letzten Sonate von Leistner-Mayer. Neu sind jedoch weder alle anderen Stücke noch gar ebendiese erst 2013 entstandene Komposition. Denn neu im ästhetisch-künstlerischen Sinne und zwar auch dann, wenn man sich einer alten Form bedient, wie hier der Sonate, bedeutet schließlich, das, was zu befragen war, weiterzuentwickeln, neu zu denken und nicht an bald 100 Jahre alten Strukturen, Harmoniefeldern und Rhythmen anzudocken.
Schade ist es immer wieder, dass so viele klassische Kontrabassisten zeitgenössische Musik, also wirklich neue und dem aktuellen Kunstdenken verbundene Musik, nicht kennen, nicht im Studium und Meisterkursen lernen und/oder sich nicht für sie interessieren möchten. Auch wenn es bedeutet, sein Instrument in gewisser Hinsicht neu zu denken und Spieltechniken neu zu erlernen. Denn in den vergangenen 50 Jahren sind vermutlich mehr hervorragende Werke für Kontrabass entstanden als in vielen Jahrzehnten zuvor. Kompositionen, die das Instrument als vollwertiges Streichinstrument mit all seinen Qualitäten ernst nehmen. Kompositionen, die den Klangfarbenreichtum des Basses erst wirklich zur Geltung bringen. Und die durchaus auch dem Musiker die Möglichkeit geben, sich als Virtuose zu präsentieren.
Die Kombination Kontrabass und Klavier in der üblichen Tradition, wie man sie hier auch hört, hinkt immer ein wenig von der Balance her, da mögen die Musiker noch so gut spielen. Würden sie andere Kompositionen wählen, die der Instrumentalkombination mit ihren Schwierigkeiten und Qualitäten Rechnung tragen, dann würden sicher auch mehr Nicht-Bassisten die Ohren öffnen und Musik für Kontrabass schätzen lernen. Denn sind wir ehrlich: Welcher Nichtbassist kauft sich CDs mit Kontrabass-/Klaviermusik? Wenige. Doch das ließe sich ändern
Nina Polaschegg