Bassoon and Piano

Werke von Schubert, Saint-Saëns, Dutilleux, Eröd und Pasculli

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Classic Concert records CCR 62051
erschienen in: das Orchester 03/2009 , Seite 63

Mitte September 2008 berichteten zwei große deutsche Tageszeitungen höchst erstaunt und verwundert über das Ergebnis des ARD-Musikwettbewerbs 2008 im Fach Fagott, welcher auf höchstem internationalen Niveau ausgetragen wurde. Dort wurde bekanntlich zum ersten Mal in 57 Jahren (!) ein erster Preis und zusätzlich zwei zweite Preise und ein dritter Preis vergeben. Die Kommentare waren in diesem Zusammenhang weder kompetent noch fachkundig. Zitat: „Das Fagott hat eigentlich ein noch mieseres Image als die Bratsche – nämlich keins.“ Weiter: „Das Fagott, so scheint es, gehört zu den Stiefkindern unter den Instrumenten, nie war mit dem Instrument so viel Staat zu machen.“ Zum Schluss aber doch noch die Aussage, die hoffen lässt: „Endlich erhält das Fagott die Aufmerksamkeit, die das vielfach ignorierte Holzrohr verdient – kein meckerndes Stiefkind.“
Die Autoren haben hierbei offensichtlich übersehen, welche Entwicklung dieses Instrument in den vergangenen Jahrzehnten genommen hat. Ein Beweis dieser Tatsache ist die Einspielung der Debüt-CD von David Seidel, welche sich auf einem absolut hohen musikalischen und instrumentalen Niveau bewegt. Franz Schuberts Arpeggione-Sonate in a-Moll wurde 1824 eigentlich für ein sechssaitiges Instrument (Arpeggione) geschrieben und wird heutzutage häufig vom Violoncello oder der Bratsche gespielt. Diese Perle der Kammermusik zählt ohne Zweifel zu den erlesenen Werken der romantischen Solo-Literatur. Leonhard Eröd hat dieses Werk bearbeitet und den großen Tonumfang des Originals in der vorliegenden Fassung den tonalen Möglichkeiten des Fagotts optimal angepasst.
Beim Concerto von Antonio Pasculli für Oboe und Klavier über Motive der Oper “La Favorita” von Gaetano Donizetti handelt es sich um eine weitere gelungene Bearbeitung für Fagott und Klavier. Dafür zeichnet in diesem Fall der Solist selbst verantwortlich. David Seidel ist es gelungen, die technische Herausforderung der virtuosen Originalversion in der Anpassung an die Stimmlage des Fagotts in der eigenen Fassung zu übertragen.
Die Sonata Milanese von Iván Eröd, einem österreichisch-ungarischen Komponisten, die 1984 im Auftrag des Fagottisten Milan Turkovic geschrieben wurde, ist ein abwechslungsreiches dreisätziges Werk. Hier werden die typischen und gegensätzlichen Charakteristika des Instruments dargestellt. Zwei hochkarätige Repertoire-Klassiker ergänzen das sehr anspruchsvolle Programm dieser CD – die Sonate G-Dur von Camille Saint-Saëns und Sarabande und Cortège von Henri Dutilleux.
David Seidel studierte in Salzburg und Wien und ist Solofagottist im Radio-Symphonieorchester Wien. Er zeigt sich in allen Bereichen seiner solistischen Präsentation in einer herausragenden Verfassung. Seine Tongebung, sein geschmackvolles, unaufdringliches Vibrato, eine mühelose zuverlässige Technik und eine in allen Belangen seriöse musikalische Darbietung vermitteln ein ungetrübtes Hörerlebnis.
Der Pianist Herbert Rüdisser ist ein kongenialer Partner, der auf hohem klanglichen und pianistischen Niveau zum Erfolg dieser Einspielung beiträgt.
Alfred Rinderspacher

Page Reader Press Enter to Read Page Content Out Loud Press Enter to Pause or Restart Reading Page Content Out Loud Press Enter to Stop Reading Page Content Out Loud Screen Reader Support