Baroque Trumpet Concertos

Werke von Torelli, Albinoni, Händel, Fasch, Gabrielli, Telemann

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Naxos 8.570501
erschienen in: das Orchester 07-08/2008 , Seite 67

Seit Maurice André das Konzert- und Sonaten-Schatzkästlein aus dem „goldenen Zeitalter der Trompete“ weit geöffnet hat, gehören Aufnahmen barocker Trompetenmusik zum guten Ton eines jeden Solisten. Umso schwerer wird es, noch etwas Neues zu bieten. Auch Thomas Reiner, der vor allem mit makellosem Spiel im zweiten Brandenburgischen Konzert von Johann Sebastian Bach reüssierte, macht da keine Ausnahme. Von Torelli bis Händel und von Fasch bis Telemann hat man diese Sinfonias, Concertos und Sonatas sowie Transkriptionen von Oboenkonzerten schon einmal gehört. Angesichts der großen Konkurrenz, die vom Grandseigneur André über Scherbaum und Güttler bis zu Wynton Marsalis reicht, müssen freilich besonders kritische Maßstäbe angelegt werden.
Doch schon bei der kaum mehr als dreiminütigen Sinfonia von Giuseppe Torelli wird deutlich, dass Reiner und das ihn begleitende Südwestdeutsche Kammerorchester Pforzheim unter der Leitung von Sebastian Tewinkel keinen Vergleich zu scheuen brauchen. Mit Verve stürzt sich Reiner ins Presto – beileibe aber nicht Hals über Kopf, sondern „virtuos und zügig“, wie es etwa Harnoncourt für die Tempowahl spätbarocker Stücke empfiehlt. Dank müheloser Virtuosität, strahlender Geläufigkeit und barocker Spiellaune entfaltet sich eine unprätentiöse, feine Natürlichkeit, die trotz des vielfach gehörten Programms, darunter Händels D-Dur-Suite HWV 341 mit einem Satz aus der Wassermusik, Telemanns D-Dur-Sonata TWV 44:1 oder Faschs Concerto à 8 in D-Dur FWV L:D1 unerschöpflichen Hörgenuss bietet.
Dabei trumpfen die Interpreten an keiner Stelle übermäßig auf und suchen keinesfalls mit Macht das Unge- oder gar Unerhörte. Dabei lassen sie aber auch nicht in der Intensität nach. Schön kann man so den längst vollzogenen Paradigmenwechsel der barocken Spielarten beim Vergleich dieser Einspielung mit denen von Maurice André vor gut vierzig Jahren nachvollziehen. Die langsamen Sätze kommen schlackenlos daher und werden nicht mehr gefühlsselig zerdehnt. So ist das Largo aus Faschs Concerto bei Thomas Reiner ganze 40 Sekunden kürzer als bei den frühen André-LPs. Da war nur ein Wynton Marsalis in den 1980er Jahren noch zwei, drei Sekunden schneller.
Dieser Impetus bewahrt zudem die Moll-Sätze der transkribierten Oboenkonzerte von Telemann TWV 51:f1, Händel HWV 287 und Albinoni op. 9 No. 2 vor romantisierendem Übermaß. Sebastian Tewinkel und das Pforzheimer Kammerorchester sind hier kongeniale Begleiter mit ausgeprägtem Sinn für feine Klangbalancen, der den sehr hellen und brillanten Ton der Piccolotrompete von Thomas Reiner elegant umfängt.
„Locker im Umgang, kompetent in der Sache“, preist sich Reiner selbstbewusst auf seiner Internet-Homepage. Nach dem Hören dieser CD ist dem nichts hinzuzufügen.
Christoph Ludewig

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