Werke von Haydn, Schmittbaur, Benda u. a.
Aus dem Notenschatz der Carlsruher Hofdame Frl. von Sternenfels
Musical Treasure of a Carlsruhe Court Lady Bernhard Gärtner (Tenor), Benedetta Constantini (Violine), Gabriela Bradley (Violoncello), Hofcapelle Carlsruhe, Ltg. Kirsten Kares (Cembalo)
Die Vertonung der Notensammlung der Karlsruher Hofdame Caroline Friederike Auguste von Sternenfels enthält einige Raritäten. Von diesen Noten hatte fast zweihundert Jahre niemand Notiz genommen. Erst als das Konvolut vor wenigen Jahren in das Generallandesarchiv nach Karlsruhe überführt wurde, erregte es allgemeine Aufmerksamkeit. Wer war das Fräulein von Sternenfels? Sie war von 1775 bis 1805 Hofdame von Amalie von Baden, der Ehefrau des Erbprinzen Karl Ludwig von Baden. Als die Hofdame 1805 starb, übernahm der Hof ihren Besitz. Ihre Notenbibliothek besteht hauptsächlich aus Handschriften, nur ein kleiner Teil sind gedruckte Ausgaben.
Die Instrumentalmusik ist dominierend – darunter auch die anonym niedergeschriebenen Strophenlieder Beglückt, beglückt, wer die Geliebte findet und Alles liebt und paart sich wieder. Am interessantesten ist auf dieser ungewöhnlichen CD in jedem Fall Schubarts Abschied von Franz Xaver Bucher, der zu den unbekanntesten Komponisten aus dem Repertoire der Hofdame gehört. Die kleine Kantate Herrn Christian Friedrich Schubarts Abschied an seine Gattin in einer Krankheit auf der Feste Hohenasperg besticht als ein Hauptwerk in Buchers Schaffen aufgrund erfrischender melodischer Einfälle. Der wandlungsfähige Tenor Bernhard Gärtner wird hier von der famos musizierenden Hofcapelle Carlsruhe auf Originalinstrumenten begleitet. Die differenzierte Harmonik belegt einen deutlichen Einfluss des Liederkomponisten Zumsteeg.
Das zweite Schmuckstück dieser CD ist die Arie der Sophie „Selbst die glücklichste der Ehen“ aus dem erfrischend humorvollen Singspiel Walder des 1722 in Böhmen geborenen Georg Anton Benda. Sie ist als formvollendetes Rondo angelegt und beinhaltet die freundliche Ermahnung an eine junge Frau, den Ehestand nicht zu sehr zu verklären. Mit seinen Melodramen Medea und Ariadne auf Naxos hatte Benda große Erfolge. Hier entwickelte er eine Schärfung des musikalischen Ausdrucks. Dies ist auch bei dieser CD-Aufnahme zu spüren, wenngleich Bernhard Gärtner bei der Deklamation noch deutlichere Akzente hätte setzen können. Auch Meine Empfindung bey dem Grabe von Joseph Aloys Schmittbaur ist eine originelle Komposition. Das dynamisch differenziert dargebotene Adagio in B-Dur von „Papa Haydn“ stammt übrigens aus der gleichen Sammlung. Die Sonata pour le Clavecin et Violino von Ludwig Wendel Lachnith trägt nicht nur in harmonischer Hinsicht unverkennbar französische Einflüsse. Eine gewisse Haydn-Nähe zeigt in kontrapunktischer Hinsicht auch die nahezu unbekannte Sonata 3ta von Franz Mezger, der Charakterstücke sowie populäre Arien und Lieder komponierte. Die Hofcapelle Carlsruhe musiziert dieses Werk mit erfrischender Noblesse.
Alexander Walther