Ludwig Frank
Auf den Bühnen der Welt
Die Macht des Schicksals
Die Erwartungshaltung bei der ersten Begegnung mit vorliegendem Büchlein ist zunächst eine andere. Auf den Bühnen der Welt, dazu: Die Macht des Schicksals: Wer denkt da wohl nicht an eine mögliche Abhandlung über die gleichnamige Oper von Verdi? Nein. Nichts von allem. Der Autor Ludwig Frank überschrieb mit diesem verführerischen wie gewichtigen Titel eine Autobiografie seines wechselvollen Lebens als Holzblasinstrumentenmacher in der DDR und Geschäftsinhaber im vereinigten Deutschland.
Und doch ist der Titel nicht ganz abwegig, wurde offenbar mit Bedacht gewählt. So stammt Ludwig Frank aus einer Künstlerfamilie: Der Vater Hans-Peter war Dirigent, zunächst Kapellmeister am Theater in Weimar, später stellvertretender Chefdirigent beim Berliner Sinfonie-Orchester (BSO). Aber auch die Mutter Renate Frank Reineke war als Opernsängerin keine Unbekannte, zumal sie nicht nur in Dresden und Berlin, in Prag oder Budapest auftrat, sondern auch auf zahlreichen Tourneen verschiedene Opernpartien sang, die sie nach Westeuropa und bis nach Japan führten. Und der kleine Ludwig war auf vielen Konzerten mit dabei. Jeder würde nun glauben, der Bub wird Musiker, zumal er Klavier und Oboe lernte. Doch das Schicksal führte ihn hin zum Instrumentenbau für Holzblasinstrumente, insbesondere für Fagott und Oboe. Hier aber war er am richtigen Platz. Doch bis er ein vielbeachteter Meister wurde, hatte er einen unbequemen und schwierigen Weg zu gehen. Das alles liest sich sehr unterhaltend und spannend.
Doch bei all den Hindernissen, die sich dem Autor in den Jahren bis zum durchschlagenden Erfolg und höchster Anerkennung bei befreundeten Künstlern in den Weg stellten, fügte sich Entscheidendes wie von Zauberhand auf seinem sicherlich nicht alltäglichen Lebensweg. Eines seiner Geheimnisse: Für ihn sei „der intensive, persönliche und emotionale Austausch mit den Künstlern das Wichtigste bei der Entwicklung“ seiner Oboen und Fagotte gewesen. „Nur so kann das Unmögliche möglich werden“, wobei die Musik stets im Vordergrund stehe und es darauf ankomme, dass man auf das jeweilige Stück Holz eingehe. „Wenn ein Instrument entsteht, fühle ich in meinem Inneren bereits, welche Magie es verbreiten und welch herrliche Musik erklingen wird.“ Körperlich sei seine Arbeit zwar nicht anstrengend, verlange ihm aber mental alles ab. Das Nachdenken, das Ausprobieren höre nie auf. „Auf diese Weise arbeitete ich dreißig Jahre lang fast Tag und Nacht, jahrein, jahraus. Eine unglaubliche Erfüllung für mich.“ Dem in entscheidenden Momenten stets den richtigen Weg weisenden Schicksal sei er sehr dankbar. Inzwischen gibt es kaum einen Oboisten, der nicht ein Instrument vom ihm in der Hand gehalten oder darauf gespielt hätte.
Werner Bodendorff