As You Like It
Englische Streicher- und Oboenmusik des 20. Jahrhunderts. Werke von John Ireland, Edward Elgar, Ralph Vaughan Williams u. a.
Ein griffiger Titel muss her, wenn man heutzutage eine CD mit Werken verschiedener Komponisten erfolgreich vermarkten will. Hier wurde man bei Shakespeare fündig, was insofern Sinn macht, als auf der CD ausschließlich britische Kompositionen enthalten sind. Zwar solche des 20. Jahrhunderts, aber gewiss keine, die dem vielleicht unvorbereiteten Hörer irgendwelche Mühe bereiten. Drei Werken für Streichorchester stehen ein Oboenkonzert und eine Komposition für Oboe solo gegenüber.
Zu Beginn wird ein Werk des außerhalb Großbritanniens kaum bekannten John Ireland (1879-1962) vorgestellt. Sein Concertino pastorale für Streichorchester gewinnt vor allem im dritten Satz, der Toccata, eigenes Profil. In Elgars Streicher-Serenade op. 20 zeigt sich, wie zuvor schon bei Ireland, die hohe Spielkultur des Südwestdeutschen Kammerorchesters Pforzheim. Unter der Leitung von Sebastian Tewinkel wird präzise und flexibel musiziert; sowohl Poesie als auch plötzliche dynamische Akzente kommen wirkungsvoll zur Geltung.
Ralph Vaughan Williams wünschte immer eine Eigenständigkeit der englischen Musik. In seinem Oboenkonzert aus dem Jahr 1944 sind allerdings die Einflüsse von Hindemith und Bartók kaum zu überhören, ohne dass er jedoch deren Tiefe erreicht. Stefan Schilli, Solo-Oboist im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, schafft es durch aparte Rubati und elegante Tempomodifikationen trotzdem, dieses eher spröde Werk ins rechte Licht zu rücken. Technische Probleme scheinen für ihn überhaupt nicht zu existieren, und so bewältigt er dieses Konzert mit einer spielerischen Leichtigkeit, die auch die folgende Komposition Benjamin Brittens zum Ereignis werden lässt.
Brittens Sechs Metamorphosen nach Ovid für Oboe solo gehören zu den Standardwerken jedes Oboisten; aber nur wenige können beispielsweise die Staccati im Agitato-Teil des Phaeton in einer solch atemberaubenden Geschwindigkeit und Präzision darbieten wie Stefan Schilli.
Mit zwei sauber interpretierten Ausschnitten aus William Waltons Filmmusik zu Henry V. klingt die auch technisch einwandfreie CD recht geruhsam aus. Also bitte: Wie es euch gefällt.
Thomas Lang