Andrew Joy: cor à cor
Werke von Ligeti, Pröve, Grisey, Messiaen und Scelsi
Diese CD ist eine Koproduktion von WDR3 und der edition zeitklang, mit einer Reihe von CD-, DVD- und CD-ROM-Aufnahmen Interpreten und Komponisten zeitgenössischer Musik födert. Das Booklet ist informativ und enthält viele Fotos.
Der Hornist Andrew Joy, gebürtiger Australier und seit 1978 Solohornist beim WDR Sinfonieorchester Köln verfügt über eine ausgereifte Technik, die es ihm erlaubt, sich mit den enormen Herausforderungen der Werke auseinander zu setzen.
Das Ligeti-Trio (komponiert 1982) für Violine, Horn und Klavier ist nicht die erste, aber durchaus eine lohnende und hervorragend eingespielte Aufnahme mit Christian Osterhag (Violine) und James Avery (Klavier). Sie ist sehr durchsichtig und ausgewogen. Alle drei Instrumente sind gleichermaßen präsent und spielen homogen, was für Ligetis harmonische Klangflächen außerordentlich wichtig ist. Die verschiedenen Klänge verschmelzen miteinander.
Obwohl zwischen den Kompositionen für Solo-Horn von Pröve und Messiaen mehr als 20 Jahre liegen, stellen sie gleiche spieltechnische und musikalische Anforderungen an den Künstler. Beide Komponisten reizen die Möglichkeiten der Dynamik, extremen Lagen und Tempi voll aus und verwenden sämtliche horn-typischen Kompositionseffekte wie Lippentriller, Flatterzunge und Glissandi auf halb gedrückten Ventilen. Auch komplizierte Rhythmen werden verlangt.
Quattro Pezzi (1956) für Horn solo von Giacinto Scelsi ist durch die vierteltönigen Abweichungen von der diatonischen Skala ein Wegweiser für die zeitgenössische Hornliteratur. Olivier Messiaens Thème et Variations (1932) für Violine und Klavier ist das einzige Werk auf dieser CD ohne Horn. Das Stück fällt auf, nicht nur wegen seiner Besetzung, sondern auch wegen der tonalen Kompositionsweise, wunderbar eingespielt von Ostertag und Avery. Bei Gérard Griseys Accords perdus für zwei Hörner wird Andrew Joy von Christine Chapman wunderbar ergänzt. Die bezaubernden Hornklänge verschmelzen durch mikrotonale Verschiebungen und technische Läufe miteinander.
Die Aufnahmetechnik ist exzellent, die Balance zwischen den Spielern sehr ausgewogen. Die Tonwiedergabe ist sehr klar und instrumentengetreu. Das Horn klingt wirklich wie ein Horn. Verantwortlich dafür ist, neben den Interpreten, Tonmeisterin Barbara Valentin, die Toningenieurinnen Walburga Dahmen und Susanne Ehrmann sowie die Tontechnik: Dirk Franken, Karin von Groß und Angelika Schrami. Außergewöhnliche Werke werden auf dieser CD auf hervorragende Weise für jedermann zugänglich gemacht.
Thomas Swartman