Strauss, Richard
Also sprach Zarathustra op. 30 / Burleske für Klavier und Orchester d-Moll
Mit dieser CD haben die Düsseldorfer Symphoniker sich selbst übertroffen. In den verschlungenen polyfonen Girlanden von Richard Strauss Tondichtung Also sprach Zarathustra op. 30 von 1894 und bei den blockhaften (besonders rhythmischen) Verschiebungen in der zehn Jahre älteren Burleske behält das Orchester immer die Übersicht und den Schönklang. Die Livemitschnitte vom Mai 2002 (Zarathustra) beziehungsweise November 2001 (Burleske) sind bemerkenswerte Dokumente des spieltechnischen und künstlerischen Potenzials der Düsseldorfer Symphoniker.
Die Aufnahmetechnik hat ganze Arbeit geleistet und die höchst problematische Akustik der Düsseldorfer Tonhalle nicht nur luftig und durchsichtig eingefangen, sondern sicherlich auch behutsam korrigiert. Das Ergebnis überzeugt jedenfalls, auch wenn das dynamische Spektrum nicht übermäßig groß ist und einige wenige Passagen auf diese Weise praktisch unter den Tisch fallen, etwa das augmentierte Überdrussthema (so nannte es Norman del Mar) im piano in der Bassklarinette, Takt 346. (Die Tonhalle wird ab Mai 2005 komplett saniert.)
Das auf den ersten Blick wenig originelle Repertoire auf dieser CD erlaubt beim zweiten Hinschauen ein klares Bild von Richard Strauss. Ein Erinnern in erster Linie an Also sprach Zarathustra: inhaltlich nur frei nach Friedrich Nietzsche und gewidmet dem 20. Jahrhundert, formal freie Variationen über eine Themengruppe, ein unentschiedener Streit zwischen dem Naturthema in C-Dur (der berühmte 2001-Beginn) und einem Thema in h-Moll, das für den menschlichen Geist steht, endend in einer polytonalen Schlechtwetterprognose so Strauss, der sein Werk letztlich auf den Konflikt dieser beiden, weit voneinander entfernten Tonarten zurückführte. Und natürlich die glänzende Burleske, die der Widmungsträger Hans von Bülow seinerzeit für unspielbar hielt (jeder Takt eine andere Handstellung). In Wirklichkeit missfiel ihm wohl die Anwendung der Leitmotivtechnik auf das Konzertstück. Beide Werke haben auf Béla Bartók gewirkt, die Burleske durch ihre Kombination von Klavier und solistischen Pauken.
GMD John Fiore folgt überwiegend erfolgreich dem Vorbild seines Mentors Leonard Bernstein, Präzision und Leidenschaft zu verbinden. Er verfällt auch nicht (wie sonst manchmal) in den Fehler, die Musik ständig unter Hochdruck zu setzen. An den beiden fff-Höhepunkten bleibt noch genügend Luft für die notwendige orchestrale Kraftentfaltung. Das Zarathustra-Problem, einen breit schwingenden und doch niemals verschwommenen Orchesterklang zu erzeugen, löst Fiore erstklassig. Nur in der Burleske stört eine Tendenz, die einseitig vorwärts drängende Phrasierung einer charakterisierenden Artikulation vorzuziehen. Dem schließt sich leider auch der bewundernswert sichere Solist Gerhard Oppitz an.
Ingo Hoddick