Maria Busqué

Alles im Flow?

Die Kunst, ein musikalisches Leben zu führen

Rubrik: Rezension
Verlag/Label: Wißner, Augsburg
erschienen in: das Orchester 03/2024 , Seite 63

Die Ideen für dieses Buch sammelte Maria Busqué über viele Jahre hinweg. Zunächst waren es verschiedene Gedanken über das Körperbewusstsein von Musiker:innen, Anregungen zum Motivieren, Inspirieren und Mut machen. Zuerst in einem Blog, später im Eigenverlag veröffentlicht. Viele Berufs- und Laienmusiker:innen fühlten sich als musikalische Individuen angesprochen und verstanden. Daraus entwickelte sich ein reger Austausch mit der Autorin, im Rahmen verschiedener Bildungsangebote on- und offline, der bis heute andauert.
Die Grundlage für den einfühlsamen und passgenauen Umgang mit musikspezifischen Fragestellungen bildet ihre eigene musikalische Biografie. Als Konzertpianistin und Cembalistin hat sie sich künstlerisch sowohl mit verschiedenen Stilepochen als auch Interpretationsweisen intensiv auseinandergesetzt. Trotz des beruflichen Erfolgs war Maria Busqué nicht frei von den typischen Schwierigkeiten im musikalischen Alltag wie Lampenfieber, Erfolgsdruck oder mangelndem Selbstbewusstsein. Erst durch die Erfahrungen als Musikpädagogin und die Beschäftigung mit der Resonanzlehre gelang ihr ein Perspektivwechsel, der es möglich machte, eigene Ressourcen deutlicher wahrzunehmen und entsprechend zu nutzen.
Die Verankerung der musikalischen Arbeit im Körper ist kein leichtes Unterfangen und die Suche nach künstlerischer Authentizität ist ein lebenslanger Prozess. Dazu bedarf es einer starken Eigenmotivation, sich immer wieder neuen Herausforderungen zu stellen. Der Zugriff auf das eigene Spielgefühl, ganz gleich an welchem Ort, ist eines der Ziele, die durch wahrnehmungsorientierte Körperübungen und bewusste Klangarbeit erreicht werden können. Dabei liegt der Schlüssel in der Atmung, denn durch einen freien Atemfluss ist es möglich, in den Flow zu gelangen. Dieser ist nicht musikalisch losgelöst, sondern er ist ein ganzkörperlicher Zustand der Höchstleistung.
Wie dieser Zustand erreicht werden kann, erläutert die Autorin anhand von Musikbeispielen und persönlichen Erlebnissen aus ihrer Berufspraxis. Die einzelnen Schritte bis zum Erreichen des Flow-Zustands werden anhand des wahrnehmungsorientierten Unterrichtens, Übens sowie der künstlerischen Erarbeitung eines Stücks nachvollzogen. So gelingt es, das Zusammenspiel von Atmung, offenem Hören und haptischem Erleben des eigenen Instruments bzw. Körpers im Flow-Zustand zu begreifen.
Inwieweit sich die lesbaren Anregungen individuell in die Tat umsetzen lassen, ist sicherlich eine andere Frage. Maria Busqué bietet dazu eine Praxisbegleitung auf ihrer Homepage an. In einem sehr persönlichen Buch schafft es die „Flow-Flüsterin“, interessierte Musiker:innen abzuholen. Wer bereit ist, sich emotional und rational auf diese Herangehensweise einzulassen, kann sich selbst finden, erkennen und zugleich Neues entdecken.
Juliane Bally