Fontana, Eszter (Hg.)

600 Jahre Musik an der Universität Leipzig

Rubrik: Bücher
Verlag/Label: Janos Stekovics, Wettin 2010
erschienen in: das Orchester 06/2010 , Seite 63

Mit dem 600-jährigen Bestehen der Universität Leipzig feierte auch die Musik an der „ehrwürdigen Alma mater Lipsiensis“ ihren Geburtstag. Im vielgestaltigen Musikleben der Messestadt ist die zweitälteste Universität Deutschlands ein entscheidender Dreh- und Angelpunkt. In dem reich bebilderten Band werden bekannte und unbekannte Seiten einer jahrhundertealten Musiktradition äußerst anschaulich aufgearbeitet. Zum Geburtstag ein Jahrhundert früher beschäftigten sich Rudolf Wustmann und Arnold Schering intensiv mit der Musikgeschichte Leipzigs, so erschienen zwischen 1909 und 1941 drei Bände zur Musik in der Messestadt. Rund 30 Autoren schreiben jetzt die Musikgeschichte mit dem Schwerpunkt Universität dort weiter, wo Wustmann und Schering aufhörten (nach 1800). Mithilfe neuer Forschungsergebnisse möchten sie eine Chronik aktueller Perspektiven vorstellen.
Dabei geht es nicht allein um Musikforscher, Handschriften, Festmu­siken, Instrumentenbauer, berühmte Komponisten wie Bach, Telemann oder Mendelssohn Bartholdy, sondern auch um die musizierenden Studenten selbst, ihre Kneipen, Verbindungen und das, was das Collegium Instrumentale und Vocale lebendig machte. Die engen Beziehungen zwischen der Universität und den städtischen ebenso wie den kirchlichen Institutionen der Stadt wie Gewandhausorchester, Thomaskirche und der Universitätskirche St. Pauli werden näher beleuchtet.
Neue Akzente werden auch auf die Entwicklung der Musikpädagogik oder die vielen Aufführungen Alter und Neuer Musik im universitären Umfeld gelegt. Über engagierte Förderer der Leipziger Musikinstrumentensammlung, wie Paul de Wit oder den Kölner Wilhelm Heyer, wird detailliert Auskunft gegeben. Aufschlussreich sind die Kapitel über die jüngere und jüngste Musikgeschichte der Universität. Der Fokus liegt hier auf Ur- und Erstaufführungen, die zur Zeit der DDR stattfanden, und der durch Indoktrination geprägten Musizierpraxis. Anlässlich des 600-jährigen Bestehens der Universität und zur Einweihung des Neuen Paulinums entstand das Auftragswerk Memoriam – Tempo e tempi für Chor und Orchester nach Texten von Hans-Ulrich Treichel und William Shakespeare, welches der Komponist und Dirigent Bernd Franke selbst vorstellt.
Aufschlussreich und detailliert zeigen die verschiedenen Texte ein facettenreiches Spektrum der Universitätsmusikgeschichte Leipzigs, die auch unbekannte Blickwinkel eröffnen. Anschaulich geschrieben und attraktiv ausgestattet werden Interessierte und Fachleute gleichermaßen angesprochen. In dem Buch sind erstmals sämtliche bekannten Musikdirektoren, Organisten sowie Kantoren, die an der Universität angestellt waren und sind, in einem umfassenden biografischen Lexikon verzeichnet, das vom 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart reicht. Auch die oft geäußerte Beobachtung, dass die Leipziger Matrikel sehr reich an späteren Komponisten, Berufsmusikern oder Instrumentenbauern sei, wird mit über 300 Einzelbeispielen belegt.
Juliane Bally

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