Bach, Johann Sebastian
6 Sonate per Violino e Cembalo
Sonate Nr. 1 h-Moll / Sonate Nr. 2 A-Dur / Sonate Nr. 3 E-Dur / Sonate Nr. 4 c-Moll / Sonate Nr. 5 f-Moll / Sonate Nr. 6 G-Dur BWV 1014-1019
Christine Busch und Kay Johannsen sind bestens mit Barockmusik vertraut, Busch als Konzertmeisterin verschiedener Barockorchester, Johannsen als Kantor an der Stuttgarter Stiftskirche. So verwundert es nicht, dass sie Bachs Sonaten für Violine und Cembalo mit einer Barockvioline aus Südtirol und einem Cembalo von Keith Hill nach Rückers einspielen. Allerdings hört man die besonderen Klangqualitäten der alten Instrumente viel zu wenig, eigentlich nur in den langsamen Sätzen. Ein Grund hierfür ist die Aufnahmetechnik, die offenbar auf einen großen, direkten und fülligen Ton abzielt. Dadurch fühlt sich der Hörer von der Musik bedrängt und in den schnellen Sätzen auch manchmal erschlagen. Bachs Musik hat nur manchmal z. B. in den langsamen Sätzen Raum um auszuschwingen. Es ist zwar richtig, dass die Balance der beiden meistens polyfon geführten Instrumente so eingestellt ist, dass sie gleichberechtigt wirken. Doch oft fehlt zwischen den Instrumenten die Luft. Der Hörer kann kein sinnvolles Miteinander, sondern nur ein Nebeneinander erkennen.
Aber dieser unbefriedigende Eindruck hat auch mit der Interpretation zu tun. Die beiden Künstler nähern sich Bach auf eine virtuose Weise. In dieser Hinsicht sind sie tadellos. Sie brillieren mit ihrer Technik. Dabei unterläuft ihnen aber ein Rückfall in Zeiten, bevor die historische Aufführungspraxis ihre Erfolge feierte: Die schnellen Passagen der Violine wirken oft als Bandwürmer und das Cembalo verfällt in den Schreibmaschinenstil, als ob man darauf weder artikulieren noch klanglich differenzieren könnte. Nur an einigen Stellen gelingt es den beiden Künstlern wirklich zu fesseln.
Aber insgesamt fehlt dieser Interpretation die Aufmerksamkeit fürs Detail, die Sensibilität für kleinste Klangschattierungen und die Fähigkeit, das Meer von Bachs Noten so geistig zu durchdringen, dass es sprechend, lebendig und für den heutigen Hörer fesselnd wird. So ist diese Einspielung gewiss ein Dokument großer Meisterschaft auf der Violine und dem Cembalo, aber gegenüber der Konkurrenz auf alten und neuen Instrument kann sie keinen neuen Akzent setzen.
Franzpeter Messmer