4 Strings Only
A Recital for Solo Violin. Werke von Bach, Ben-Haim, Berio, Bloch
Ein Programm für Violine solo ist immer eine besondere Herausforderung, für den Interpreten wie auch für den Hörer. Es verlangt nach einer besonderen Konzentration und Hingabe auf beiden Seiten. Der isolierte Streicherklang bedeutet eine Reduzierung und Fokussierung zugleich, er bindet das Ohr unnachgiebig, es kann nirgendwohin ausweichen. Neben der musikalischen Aussage kommt der Formung des Klangs wie auch der Tonqualität des Instruments selbst eine große Bedeutung zu.
Werke für Violine solo sind oft sehr spezifisches Repertoire, das von Geigern für die Geige geschrieben und gewissermaßen für das Instrument maßgeschneidert wurde. Musterbeispiel sind die 24 Capricen von Nicolò Paganini, die besonders den Virtuosen fordern. Bei Bachs Sonaten und Partiten tritt dieser Aspekt technischer Profilierung zurück hinter die Verdeutlichung von Form und Struktur.
Herwig Zack, der seine Ausbildung u.a. bei Edith Peinemann und Max Rostal erhielt und seit 1994 als Violinprofessor an der Musikhochschule in Würzburg lehrt, widmet sich mit Hingabe Soloprogrammen,
deren Werke sich beziehungsreich verknüpfen lassen, quer durch die Jahrhunderte und Stilepochen. Nach seiner CD Essentials mit Kompositionen von Bach, Bartók, Kreisler, Skalkottas und Ysaye (Avie AV2155) stellt er mit 4 Strings Only ein weiteres Solorecital vor, das einen Bogen spannt von Johann Sebastian Bachs Sonate Nr. 2 BWV 1003, den Solosuiten Nr. 1 und Nr. 2 von Ernest Bloch (1958), der G-Dur-Solosonate von Paul Ben-Haim (1951) bis hin zu Sequenza VIII per violino solo von Luciano Berio (1976).
Zack gibt dem Hörer in einem ungewohnt umfangreichen und informativen Begleittext Hilfestellungen, die es erleichtern, Querverbindungen zwischen den Kompositionen zu entdecken und nachzuvollziehen. Wie könnte es anders sein, ist Bach Ausgangspunkt dieser Betrachtungen, beeinflussten seine Solosonaten und -partiten doch irgendwie die meisten späteren Versuche, auf hohem Niveau für Solovioline zu komponieren. Zack weist auf Verbindungslinien zwischen den Werken hin. Das können Tonarten, Zentraltöne oder Formprinzipien sein, aber auch gemeinsame Widmungsträger wie Yehudi Menuhin, für den Bloch und Ben-Haim ihre Solosonaten schrieben. Herwig Zack gestaltet tonschön und klar, sein Bach klingt traditionell und ist dabei deutlich strukturiert, Berios Sequenza VIII erscheint dynamisch vielgestaltig differenziert.
Eine sehr spezielle und lehrreiche, handwerklich sauber und solide realisierte Einspielung, die wohl mehrfaches Hören erfordert. Denn nur so kann man auch den mehr verdeckten und nicht sofort heraushörbaren Beziehungen zwischen den einzelnen Kompositionen auf die Spur kommen.
Norbert Hornig