Pepusch, Johann Christoph
16 Sonaten
für Violine und Basso continuo op. 2, Faksimile, hg. von Burkard Rosenberger und Harald Schäfer
Johann Christoph Pepusch (1667-1752) ist ein Komponist, dessen Name trotz seiner Mitwirkung als Orchestrator von John Gays Beggars Opera (1728) nie wirklich prominent geworden ist. Pepusch, der 1697 über Amsterdam nach London übersiedelte, war in Berlin geboren worden, wo er auch aufwuchs und seine musikalische Ausbildung erhielt. Mit vierzehn Jahren wurde er bereits als Musiker Mitglied des Preußischen Hofes. Doch erst in England machte er eine beachtliche Karriere. Er war als Cembalist und Violinist an verschiedenen Theatern tätig und wurde 1714 Musikdirektor des Drury Lane Theatre. Weitere renommierte Positionen folgten. Schon 1713 hatte er in Oxford die Doktorwürde für Musik erlangt. 1732 zog sich Pepusch vom Theaterleben zurück und konzentrierte sich auf pädagogische und musikhistoriografische Tätigkeiten. 1726 war er Mitbegründer der Academy of Ancient Music, der er bis kurz vor seinem Tod als musikalischer Leiter verbunden blieb.
1707 erschien in Amsterdam die vorliegende Sonatensammlung, die als eine der ersten entsprechenden Kompositionen (wenn auch noch nicht so konsequent wie Bach) fast alle Tonarten des Quintenzirkels verwendet eine beachtliche Leistung, waren doch erst zwanzig Jahre zuvor die theoretischen Grundlagen für eine (ungleichschwebend) temperierte Stimmung von Tasteninstrumenten gelegt worden.
So bedeutsam die vorliegende Sammlung somit sein mag, so bedauerlich ist doch, dass anstatt einer Neuedition ein Schwarzweiß-Nachdruck des Erstdrucks erfolgt, begründet durch die höchste Qualität, mit der die Musikalien im Verlagshaus Roger hergestellt wurden. Durch die Reduktion in der Größe und den Verzicht auf Farbdruck wird der Informationsgehalt der Ausgabe deutlich beeinträchtigt (das Werk wird nach einem in der Universitäts- und Landesbibliothek Münster aufbewahrten Druck wiedergegeben, was auch die Edition im Rahmen der Denkmäler Westfälischer Musik rechtfertigt). Schmutzflecken oder Verfärbungen im oder auf dem Papier machen einige Töne nicht mehr sauber lesbar, die Druckfarbe auf dem Titelblatt ist teilweise etwas verblichen und in der Reproduktion nur mehr minderwertig dargeboten, dazu sind die Originalseiten am Rand etwas beschnitten reproduziert die Anforderungen an eine heutigen Erwartungen entsprechende Faksimileausgabe sind (auch durch die Spiralbindung) somit nicht erfüllt.
Für eine wissenschaftliche Ausgabe ist der Kritische Apparat zu knapp Komponist und Werk wäre mit einer vollgültigen Neuedition sicher besser gedient gewesen (gerne auch mit ein oder zwei Faksimileseiten). Auch mit Blick auf die im Vergleich zum Preis bescheidene Ausstattung liegt hier eine nicht vollständig überzeugende Präsentation einer ohne Frage wichtigen Komposition vor.
Jürgen Schaarwächter