Buchner, Philipp Friedrich

15 Sonatas from Plectrum musicum op. 4

Rubrik: CDs
Verlag/Label: cpo 777 132-2
erschienen in: das Orchester 01/2006 , Seite 85

Das New Grove Dictionary widmet dem 1614 in Wertheim am Main geborenen Philipp Friedrich Buchner gerade einmal eine halbe Spalte. Buchners Bekanntheitsgrad war im 17. Jahrhundert sicherlich wesentlich höher als heute, was man nicht nur aus den wichtigen ausgeübten Funktionen schließen kann, sondern auch aus der Tatsache, dass zu Lebzeiten mehrere seiner Sammlungen, vor allem mit geistlicher Vokalmusik, im Druck erschienen sind. Der Booklettext schafft Abhilfe: Zunächst war Buchner Organist an der Frankfurter Barfüßerkirche, dann Kapellmeister im polnischen Krakau, nach Aufenthalten in Frankreich und Italien in gleicher Funktion ab 1649 am Würzburger Hof und schließlich bis zu seinem Tod 1669 beim Mainzer Erzbischof. Konfessionell ist er ein Kind des 17. Jahrhunderts: Aus einer evangelisch-lutherischen Familie stammend konvertierte er in Polen zum Katholizismus. Ein großer Teil seines Vokalschaffens ist heute leider verschollen.
Buchners Plectrum musicum erschien 1662 in Frankfurt am Main im Druck und ist seinem früheren Arbeitgeber, dem dortigen Rat der Stadt, in Dankbarkeit gewidmet. Es handelt sich um insgesamt 24 als „Sonaten“ bezeichnete Instrumentalstücke, vermutlich für höfische Anlässe über mehrere Jahre entstanden. Es sind fünf- bis sechsminütige Kompositionen für zwei bis fünf Stimmen mit wechselnden Besetzungen, frei in Satzanzahl, Form, Tempo und Taktart, teils mit kontrapunktischen Abschnitten; die einzelnen Sätze sind häufig durch motivische Bezüge miteinander verknüpft. Die Stimmenanzahl spiegelt in etwa die bescheidene Besetzung der Hofkapellen in Würzburg und Mainz wider, für die Buchner komponieren musste. Neben den Streichern kommen als einzige Blasinstrumente bis zu zwei Fagotte vor, die jedoch in der vorliegenden Auswahl eine musikalisch und klanglich markante Rolle spielen.
Die Musiker des Ensembles Parnassi musici – im Hauptberuf überwiegend Mitglieder des Bayerischen Kammerorchesters Bad Brückenau – haben 15 Sonaten ausgewählt und so gruppiert, dass ein Wechsel in Tonarten und Besetzung entsteht und die ganze Bandbreite der buchnerschen Instrumentalkompositionen gut zur Geltung kommt. Die Besetzung besteht üblicherweise aus zwei Oberstimmen, in der Regel zwei Violinen, zu denen neben der Continuogruppe zusätzliche Instrumente hinzukommen.
Den zehn auf historischem Instrumentarium spielenden Musikern gelingt es bestens, die teils strengen, aber überwiegend fröhlichen, bisweilen witzigen Unterhaltungsstücke ideen- und abwechslungsreich zu vermitteln. Sie konzertieren mit frischen Tempi, klar akzentuiert, mit Spielfreude und -laune und Leichtigkeit, wo sie angebracht ist. Ein Highlight ist die originelle Sonate Nr. 9, bei der zwei konzertierende Fagotte zum Einsatz kommen, von den Solisten ebenso sonor-virtuos dargeboten wie ihre Parts in anderen Sonaten. Insgesamt bietet diese CD vergnügliche Musik aus der Mitte des 17. Jahrhunderts in frischer Interpretation und transparentem Klangbild.
Peter Overbeck