Hoffmeister, Franz Anton
1. Concerto D-Dur
für Horn und Orchester, Partitur/Klavierauszug
Franz Anton Hoffmeister (1754-1812), bekannt als Komponist und Verleger, komponierte das hier vorliegende Werk für Horn und Orchester im Jahr 1782. Zu seinen Werken für Horn gehören unter anderem auch zwei Konzerte für zwei Hörner und Orchester, ein Konzert für drei Hörner und Orchester sowie mehrere Quintette für Horn und Streichquartett.
Robert Ostermeyer, der Herausgeber, hat eine Abschrift dieses Konzerts in der Bibliothek des Klosters Metten in Bayern aufgefunden. Sie diente als Vorlage zu der hier erstmals im Druck erschienenen Ausgabe.
Nach zahlreichen Aufführungen im 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts ist das Werk leider in Vergessenheit geraten. Es ist für Horn solo und Orchester (zwei Oboen, zwei Hörner und Streicher) geschrieben und zeichnet sich durch seine technischen Anforderungen an den Solisten aus. Neben virtuosen Sechzehntel-Passagen verlangt das Stück einen extrem großen Tonumfang von klingend fis”, der 20. Naturton der Naturtonskala (Takt 75 im ersten Satz), bis zu den tiefen Basstönen (Takt 172 und 173 im gleichen Satz), die eigentlich auf dem Naturhorn nicht mehr vorhanden sind. Der versierte Naturhornsolist musste mit technischer Fertigkeit den Grundton der Naturtonskala tiefer herunter biegen, um diese Töne spielen zu können. Tiefe Töne dieser Art findet man auch in Beethovens Horn-Sonate in F, ansonsten nur selten.
Der erste Satz Allegro hat eine ziemlich lange Introduktion von 41 Takten, wobei der Solist häufig orchestral mitspielt. Ab Takt 42 spielt der Solist das Thema in einer leicht abgeänderten Form. Der Satz ist musikalisch nicht so effizient wie die Konzerte von Mozart oder Haydn. Er wirkt etüdenhaft mit viel Technik, ohne große musikalisch zufriedenstellende Ergebnisse. Hier sind sozusagen mehr Noten als Musik. Der langsame Satz Andante beinhaltet ein ziemlich verhaltenes, aber zugleich reizvolles Thema. Dieses wird durch die Stopftechnik des Naturhorns und mit immer größer werdenden Intervallen gestaltet. Der dritte Satz ist ein Rondo im Sechsachtel-Takt. Mit vielen Achtel- und Sechzehntelnoten bewegt sich die Solostimme luftig und leicht durch den Satz. Alle drei Sätze bieten dem Solisten die Möglichkeit, mit Kadenzen noch mehr Virtuosität zu zeigen.
Der Klavierauszug ist gut gesetzt und pianistisch gut spielbar. Der Druck ist, wie gewöhnlich bei Ausgaben dieses Verlags, sehr sauber und gut leserlich. Ob die fehlenden Vorzeichen bei dem dritten Triller im Takt 152 des ersten Satzes oder beim Vorschlag im Takt 53 des zweiten Satzes Absicht sind, lässt sich hinterfragen.
Dieses Werk bietet eine durchaus willkommene Erweiterung der klassischen Hornliteratur.
Thomas Swartman