Mahler, Gustav

Symphonie Nr. 5

Rubrik: CDs
Verlag/Label: Farao Classics S 108052
erschienen in: das Orchester 02/2010 , Seite 72

Neben einigen Gesamtzyklen etwa aus dem Gürzenich, aus der Tonhalle oder dem Bamberger Keilberth-Saal zeitigen die beiden bevorstehenden Mahler-Jubeljahre auch Aufnahmen einzelner Sinfonien. Selbst an einem absoluten Repertoireklassiker wie der Fünften Mahlers geht man da nicht vorbei. Zubin Mehta hat sie nach Einspielungen mit den Philharmonikern von Los Angeles (1976) und New York (1989) nun ein drittes Mal herausgebracht. Vom Dezember 2008 stammt der Konzertmitschnitt mit dem Bayerischen Staatsorchester, dem Mehta bis vor drei Jahren als Generalmusikdirektor vorstand.
Makellos setzt sich die Solotrompete in Szene, nicht nur in der einleitenden Fanfare des Konduktes, rhythmisch prägnant und strahlend in der Höhe. Im Scherzo ist es der Kollege am Horn, der virtuos aufspielt. Anders als in seinen früheren Veröffentlichungen folgt Mehta der Anweisung, das Scherzo „nicht zu schnell“ zu nehmen und findet eine Balance zwischen schwebendem Walzer und wild-chaotischen Fugati.
Die häufig wechselnden dynamischen Feinabstufungen des nicht erst seit Visconti nahezu ubiquitären Adagietto vom vierfachen Piano bis zum zweifachen Forte kann man präziser herausarbeiten, wie es etwa Mariss Jansons und das Concertgebouw Orchestra getan haben. Das gilt auch für die zwischen „Molto Adagio“ und „noch langsamer“, zwischen „etwas drängend“, „fließend“ und „fließender“ changierenden Tempi.
Die Celli lässt Mehta „seelenvoll“ aufblühen, den Geigen schenkt er „mit innigster Empfindung“ Raum, sich klangschön zu entfalten, ohne Mahlers in Töne gefasstes Liebesbekenntnis an Alma ins Banal-Kitschige zu kippen. Vor diesseitiger Lebensfreude pulsiert das Rondo-Finale. Nach zielgerichtetem Spannungsaufbau entlädt sich die Energie im grandiosen Schlusshymnus des vollen Blechs, das bei allem Furor seine Klangkultur zu wahren weiß. Mehta bringt das oft widerstreitende motivische Geschehen zum Sprechen. In seiner umsichtigen Deutung (und der audiophilen Mehrkanaltechnik) wird die komplexe Vielstimmigkeit der Fünften aufs Schönste hörbar.
Das in gewohnter Farao-Qualität ansprechend gestaltete, informative Beiheftchen nennt ausdrücklich die beiden solistischen Blechbläser. Vermerkt sind übrigens auch die Tonarten der einzelnen Sätze. So wird offensichtlich, dass die Fünfte eben nicht in cis-Moll steht, sondern auf den den Trauermarsch bestimmenden Modus noch ein a-Moll folgt, das Scherzo in D-, die dritte und letzte Abteilung in F- und zum finalen Rondo wiederum in D-Dur gehalten ist.
Mit dem Bayerischen Staatsorchester hat Mehta 2004 bereits eine gefeierte Dritte vorgelegt. Es wäre nicht das Schlechteste, hörte man in Sachen Mahler, Mehta und München mehr. Und zwar bald.
Jürgen Gräßer

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